Mit seinem Vorstoß, die Werbung komplett aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu verbannen (etat.at berichtete ), hat Staatspräsident Nicolas Sarkozy in Frankreich eine heftige Debatte entfacht. Die linksgerichtete Zeitung "Liberation" sieht in der Initiative einen Millionen-Scheck für Sarkozys befreundete Medienzaren von den Privatsendern, die sich den freiwerdenden Teil vom Werbekuchen teilen könnten.

Vor der Gefahr einer "Destabilisierung der öffentlichen Sender und des gesamten Marktes" warnt der Präsident der Werbeagentur ZenithOptimedia, Sebastian Danet, in "Le Figaro". Die Gewerkschaft der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe France Televisions vermutet gar, der Staatschef wolle ihre Kanäle "ausbluten lassen". Der Präsident der Gruppe, Patrick de Carolis, sieht in den Plänen indes die Chance, den öffentlichen Sendern "zu einer stärkeren Identität zu verhelfen".

"Französische Kreation" fördern

Sarkozy hatte in seiner Neujahrspressekonferenz ein Werbeverbot in den fünf Kanälen von France Televisions angeregt. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten den speziellen Auftrag, möglichst vielen Menschen einen Zugang zur Kultur zu verschaffen und die "französische Kreation" zu fördern. Sie könnten nicht nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien funktionieren.

Über die Gebühren deckt France Televisions 60 Prozent seines Haushaltes. Als neue Quelle für die 760 Millionen Euro, die die Sender bisher jährlich durch Werbespots einnehmen, schlägt Sarkozy die Besteuerung der Werbeeinnahmen der Privaten sowie der Umsätze von Mobilfunk- und Internetanbietern vor, die Erhöhung der Rundfunkgebühr von 116 Euro gilt als Tabuthema. Für den Fall, dass die Werbe-Ausfälle nicht komplett aufgefangen werden könnten, erwägt die Regierung laut "Le Figaro" auch die Privatisierung einer der fünf öffentlich-rechtlichen Kanäle.

Private zufrieden

Zufriedenheit gibt es bei der privaten Konkurrenz. Es sei keine Anomalie, wenn öffentliche Sender öffentlich und private Sender privat finanziert würden, sagte der Chef des Privatkanals M6, Nicolas de Tevernost, zu "Liberation". "Die Klärung ist notwendig, zum ersten Mal hat jemand den Mut, es zu machen." Sarkozys Vertrauter Martin Bouygues, Chef des größten Privatsenders TF1, enthielt sich jeder Stellungnahme. Die Aktien von M6 und TF1 waren nach Sarkozys Ankündigung vom Dienstag stark gestiegen.

Für die Werbebranche wäre die Reform eine "doppelt schlechte Nachricht", sagte Branchenexperte Danet. Einerseits würden die Werber die ältere Zielgruppe nicht mehr erreichen, die vorwiegend öffentlich-rechtlich schaue. Zum anderen drohten sich die Preise für die Werbeschaltungen wie in Großbritannien oder Deutschland zu verteuern. Für eine Umstellung würde viel Zeit benötigt. (APA/AP)