Eisenstadt – Die Frage der Sprachkompetenz rührt im Burgenland an den Kern der Identität, aber eine Spur _anders, als die notorischen Deutschpropagandisten – Karl Kraus erkannte sie daran, dass sie das Deutsche nicht beherrschten – sich das denken. Denn das Burgenland hat ein komplexes multilinguales Er_be zu wahren. Und so gibt es neben den seit drei Jahren forcierten kindergärtnerischen Deutschförderungen vor allem die 45 kroatisch oder ungarisch gewichteten zweisprachigen Kindergärten.

Die insgesamt 47 autochthonen kroatischen Orte sind in 29 Gemeinden zusammengefasst, dazu kommen vier ungarischsprachige Gemeinden. Die Zahl der zweisprachigen Kindergärten übersteigt also doch deutlich jene der Volksgruppengemeinden. Und das durchaus mit Absicht. „Die Novelle des Kindergartengesetzes 2005“, so Paul Mayrhofer, der Sprecher der zuständigen Landesrätin Michaela Resetar, „sieht eine Landesförderung von bis zu 40 Prozent vor“. So sei es möglich, zweisprachige Kindergartengruppen in an sich deutschsprachigen Gemeinden zu etablieren. „25 Prozent der Eltern müssen zustimmen, dann gibt es 12 Wochenstunden einschlägigen Unterricht.“ Von diesem Angebot profitiert, als Sprache des unmittelbaren Nachbarn, hauptsächlich das Ungarische.

Wieweit solche Modelle aber tatsächlich die jeweilige Sprachkompetenz fördern – oder bloß Vorwand sind, um etwa verlängerte Öffnungszeiten oder eine Mittagsbetreuung zu lukrieren – bleibt allerdings umstritten. Kritiker merken zuweilen die mangelnde Sprachkenntnis von Kindergärtnerinnen an, deren Kroatischkenntnisse auf einem VHS-Crashkurs fußen. Ein im ÖVP- und also Resetar-Umfeld beheimatetes Lästermaul: „In vielen Kindergärten ist das wie beim Englischen. Nach drei Jahren kommen die Kinder in die Schule und können kaum mehr als ein, zwei Lieder.“

Immerhin: „Slatka mala Marijana“ gilt als inoffizielle Hymne des Burgenlands. (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD Printausgabe, 10. Jänner 2008)