Konstanz - Die Zuwanderung von Neozoen - also bislang in diesem Gebiet nicht vorkommender Spezies - in den Bodensee hat sich offenbar beschleunigt: Mit der Entdeckung des Amerikanischen Flohkrebses sei bereits der vierte neue Bodensee-Bewohner seit 2002 gefunden worden, teilte die Universität Konstanz mit. Zuvor hatten Wissenschaftler bereits den Höckerflohkrebs, die Körbchenmuschel und die Schwebegarnele im See ausgemacht. Bereits 1965 war die Dreikantmuschel, 1985 der Kaulbarsch entdeckt worden.

Schwerwiegende Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht des Bodensees hat bislang keine dieser Arten gezeigt - wozu es auch einigen Pechs bedürfte: Als Faustregel gilt, dass nur ein Prozent aller Neozoen sich in einem neuen Gebiet dauerhaft etablieren kann - und nur ein Promille wird zum ökologischen Schädling. Was im schlimmsten Fall allerdings zu einem Umweltdesaster führen kann wie im afrikanischen Victoriasee, wo als Speisefische ausgesetzte Nilbarsche die endemischen Fischpopulationen praktisch zur Gänze vernichteten. Ein anderes verheerendes Beispiel ist die Zebramuschel, die sich seit Jahrzehnten in nordamerikanischen Gewässern ausbreitet.

Sicher ist sicher

Die Forscher gehen davon aus, dass die Neozoen im Bodensee aus dem Oberrheingebiet stammen: Durch den Ausbau der Schifffahrtswege und besonders seit der Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals seien die großen Flüsse stark von Einwanderern besiedelt worden. Die gebietsfremden Tiere gelangten meist mit Sportbooten in den Bodensee.

Um diesen Weg zu versperren, arbeiten Experten der Konstanzer Universität und des Instituts für Seenforschung in Langenargen mit der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee an Richtlinien für die Reinigung von "Wanderbooten" aus anderen Gewässern, die im Bodensee verwendet werden. Auch Wassersportler wie Surfer, Taucher und Angler sollten ihre Geräte säubern, um weder fremde Tiere noch Pflanzen in den Bodensee einzuschleppen. (APA/dpa/red)