Hillary Clinton verdankt ihren Sieg bei den Vorwahlen in New Hampshire der Unterstützung durch Frauen, die sie in Iowa im Stich gelassen hatten, analysiert die New York Times. Auch bei den eingetragenen Demokraten habe sie ihre Position ausbauen können, Barack Obama hingegen wurde wie bereits in Iowa vor allem von den Unabhängigen gewählt.

Für die NYT ein Indiz dafür, dass Clinton auch bei den nächsten Vorwahlen an diesen Erfolg anknüpfen könnte: In den meisten Staaten nämlich könnten nur eingetragene Parteimitglieder ihre Stimme abgeben. Dennoch sei die Sache für die New Yorker Senatorin keineswegs gelaufen, gerade in den beiden nächsten Staaten (Nevada und South Carolina) könnte Barack Obama ihr weiterhin gefährlich werden.

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In ihrem Editorial feiert die Washington Post den unerwarteten Wahlausgang als Erfolg für die Wähler, denn das Rennen um die Kandidaturen für den eigentlichen Wahlgang im November sei nunmehr so offen wie nie: "Es ist eine gute Nachricht, dass mehr Wähler damit eine Chance bekommen, ihren Einfluss geltend zu machen."

Kommentatorin Ruth Marcus erklärt die Ursachen für McCains Erfolg: Schwäche des übrigen republikanischen Lagers, aber auch eine Beruhigung der Situation im Irak, die den Ärger der Wähler über die Position des Senators besänftigt habe. Nichts desto weniger sei das Rennen für McCain alles andere als gelaufen, warnt Marcus.

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USA Today nimmt die unabhängigen Wähler genauer unter die Lupe: Bei den Republikanern in New Hampshire stellten sie immerhin ein Drittel der Wähler, bei den Demokraten gar 40 Prozent. Bei den Demokraten hatte hier Barack Obama deutlich die Nase vorn, vor allem wem der Irak-Krieg und die Wirtschaft als Thema wichtig war, entschied sich für ihn. Selbst beim Thema Gesundheit, das sich Clinton auf die Fahnen geschrieben hat, schnitt Obama besser ab.

Bei den Republikanern konnten John McCain (38 Prozent) und Mick Romney (30 Prozent) aus diesem Wählerpool schöpfen. Überraschungssieger McCain konnte vor allem bei jenen punkten, die den Irak-Krieg als das wichtigste Thema ansahen.

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„Die Rolle als Underdog passt Clinton gut“, meint Joan Walsh auf Salon.com. Das Comeback der New Yorker Senatorin in den vergangenen zwei Wochen habe viel damit mit ihrer plötzlichen Zugänglichkeit und Spontanität, ja selbst mit ihrer Verwundbarkeit zu tun. Vor allem aber sei es ihr gelungen, bei Frauen zu punkten. Walshs Resumee: „Es sieht nach einer Premiere aus, für wen auch immer sich die Demokraten entscheiden. Wir werden sehen, wie sich die Kampagne weiterentwickelt, in jedem Fall aber wurde sie mit dem Ergebnis aus New Hampshire spannender."

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Das Wall Street Journal führt McCains unerwarteten Erfolg auf seine Kriegserlebnisse zurück: Seine Erfahrungen als Kriegsgefangener hätten ihm dabei geholfen, die Krise zu überwinden, in die er seit Sommer vergangenen Jahres gefallen ist.

Für den eigentlichen Wahlsieg seien mehrere Faktoren verantwortlich: Durch den unerwarteten Wahlsieg von Mike Huckabee in Iowa seien viele Republikaner zu der Überzeugung gelangt, dass McCain eine bekanntere Größe sei. Zudem habe profitiere er von der Beruhigung der Lage im Irak, aber auch von der Unsicherheit angesichts von Terrorismus und internationalen Konfliktherden, die durch den Mord an Benazir Bhutto ein weiteres Mal in den Vordergrund gerückt sind.

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„Florida wird zu aller Überraschung ein Battleground", staunt der Miami Herald. Denn durch die überraschenden Ergebnisse der beiden Wahlgänge in Iowa und New Hampshire stieg sowohl bei den Republikanern als auch bei den Demokraten die Bedeutung der Staaten, die als nächstes am Wort sind.

Spannend wird dies bei den Republikanern, da in diesem Staat der frühere New Yorker Bürgermeister, Rudy Giuliani, in Umfragen im Moment die Nase vorne hat – und in seiner Kampagne sehr stark auf Florida setzt, während er in Iowa und New Hampshire weitgehend abwesend war. Nun aber steigt das Interesse der anderen Kandidaten für diesen Staat im Süden der USA, schon bevor die Ergebnisse von New Hampshire bekannt waren, habe McCain die Eröffnung eines Büros in Florida angekündigt.

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Weder Demokraten noch Republikaner sind in New Hampshire bei der Entscheidung über ihre Kandidaten für die Wahl im November einen Schritt näher gekommen: „Das ist das Vergnügen - und auch das Leid - der unvorhersehbarsten Vorwahlen in der modernen Geschichte“, freut sich schließlich Newsweek und analysiert, "wie zwei Kandidaten von den Toten auferstanden". Für die nächsten Wahlrunden sei alles offen: „Weniger als eine Million Wähler haben sich festgelegt“, erklärt das Magazin und rechnet mit einer anhaltenden regen Beteiligung: „Dank New Hampshire werden weitere Millionen Menschen ihre Stimme erheben.“ (sof)

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