Aus dem Abschiedvideo

Es ist schwer zu glauben, dass Bill Gates künftig nicht mehr Microsoft sein soll und Microsoft nicht mehr Bill Gates. Doch der 52-Jährige will sich tatsächlich in den kommenden Monaten aus dem von ihm gegründeten Computerkonzern zurückziehen. "Erstmals seit ich 17 war, werde ich nicht mehr meinen Vollzeitjob bei Microsoft haben", sagte der Multimilliardär am Sonntag bei seinem letzten großen Auftritt, der Eröffnung der Elektronikmesse in Las Vegas. "Ich weiß nicht, wie dieser Tag sein wird - es könnte komisch werden." Gates will sich künftig ganz für die mit seiner Frau Melinda gegründete Stiftung engagieren, die unter anderem kranken Kindern in Afrika hilft.

Geschenk

"Ich glaube, dass mit dem Geschenk des großen Wohlstands eine große Verantwortung kommt", sagte Gates, der mit einem Vermögen von 59 Mrd. Dollar (40,1 Mrd. Euro) im vergangenen zum 13. Mal in Folge die Forbes-Liste der Reichsten der Welt anführte. Auf den Punkt brachte es seine Frau: "Wem, wie uns beiden, viel gegeben wurde, der soll auch viel zurückgeben." Über die mit rund 30 Mrd. Dollar ausgestattete Stiftung führt die High-Tech-Ikone bereits seit Jahren einen weltweiten Kampf für bessere Ausbildungschancen und gegen Krankheiten wie Aids, Malaria oder Tuberkulose.

Microsoft 1978

Gates Engagement als Wohltäter brachte ihm auch einen bedeutenden Imagegewinn. Denn der 52-Jährige, der mit seinem jungenhaften Grinsen, seiner runden Brille und legeren Kleidung immer noch ein wenig aussieht wie der Student, als der er vor drei Jahrzehnten seine beispiellose Karriere begann, war nicht immer beliebt. Mehr als einmal wurde Microsoft vorgeworfen, seine Monopolstellung zu missbrauchen. Die Wettbewerbsbehörden haben seit langem ein wachsames Auge auf Gates' Unternehmen. Denn trotz erstarkter Konkurrenz dominiert das von ihm entwickelte Betriebssystem Windows noch immer die Computerwelt.

Bsaic

Schon früh entdeckte Gates, der mit vollem Namen William Henry Gates III. heißt, seine Passion fürs Programmieren - an einer Privatschule im US-Westküstenstaat Washington erlernte der ebenso hochbegabte wie eigenwillige Sohn eines Anwalts und einer Lehrerin die Computersprache BASIC, die er rasch meisterhaft beherrschte.

Während des Studiums an der Eliteuniversität Harvard entwickelte Gates dann mit seinem Schulfreund Paul Allen eine Software für den Heimcomputer Altair 8800 - der Durchbruch. Gates schmiss das Studium und widmete sich ganz seiner Firma Microsoft. Schon wenige Jahre danach gelang ihm der große Coup, als er IBM das Betriebssystem MS-DOS lieferte. Mit 31 Jahren wurde Gates so zum reichsten Mann der USA. In den Folgejahren entwickelte Microsoft dann für das rasch expandierende Computergeschäft immer weiter Betriebssysteme, die auch weniger versierten Benutzern die Arbeit mit dem Computer erleichtern sollten.

Verschlafen

Doch Microsoft hat auch so manchen Trend verschlafen. Und so wird der Konzern gleich von mehreren Seiten bedrängt: Google ist längst nicht mehr nur eine Suchmaschine und greift Microsoft im Internet von allen Seiten an, Apple wiederum beherrscht mit seinem Kultprodukt iPod und dem Musikportal iTunes den Markt der digitalen Musik. Gates, der den Posten an der Konzernspitze schon vor sechs Jahren an Steve Ballmer abgegeben hat, hinterlässt also eine Menge Arbeit. Denn auch das neue Windows Vista hat die Anwender noch nicht restlos begeistert. Zeitgleich entdecken immer mehr Firmen und Behörden das kostenlose Linux-Betriebssystem, das in der offenen Zusammenarbeit von Software-Experten rund um den Globus weiterentwickelt wird, als Alternative zu Windows. (APA)