Wenn George Bush schon eine lahme Ente ist, dann hat man in Israel und im Palästinensergebiet anscheinend noch nichts davon gehört. Bushs erster Besuch als US-Präsident wurde geplant wie ein Jahrhundertereignis, und die Beteiligten nehmen nun alle Kräfte zusammen, um entweder das Wohlgefallen des Gastes zu erregen oder gegen seine Nahostpolitik Stimmung zu machen.

Am Montag wurde noch ein diskretes Treffen zwischen den beiden Leitern der Verhandlungsdelegationen, Israels Außenministerin Zipi Livni und dem palästinensischen Ex-Premier Ahmed Kurea, eingeschoben, und heute, Dienstag, sollen deren Chefs, Ministerpräsident Ehud Olmert und Präsident Mahmud Abbas, noch rasch zusammenkommen. Man merkte dabei die Absicht, den Anschein einer positiven Arbeitsatmosphäre zu erwecken - gerade deswegen, weil von dem einen Jahr, das Bush bei der Konferenz in Annapolis für die Friedensgespräche vorgegeben hatte, schon eineinhalb Monate ohne erkennbare Fortschritte verstrichen sind.

Bush soll Mittwoch Mittag in Israel landen und am Donnerstag ins Palästinensergebiet fahren, wobei noch unklar war, welche Städte er besuchen würde. Obwohl Bush, wenn irgend möglich, per Hubschrauber unterwegs sein wird, hat die Stadtverwaltung von Jerusalem sich bei den Bürgern schon vorbeugend dafür entschuldigt, dass ganze Straßenzüge abgeriegelt werden. Ein Heer von rund 10.000 Polizisten wird die Gehsteige und Dächer besetzen, im Zentrum sind fast alle Hotelzimmer vom Tross der Beamten, Sicherheitsleute und Journalisten belegt.

Kundgebungen

Zu den Vorgeplänkeln zählte eine Demonstration der "Peace now"-Bewegung, die am Montag den Abriss von dutzenden sogenannten Siedlungsvorposten forderte, was auch Bush zuletzt eingemahnt hatte.

Olmert hat die Räumung dieser Siedlungen, die auch aus israelischer Sicht illegal sind, zugesagt, aber kein Datum genannt. Die Bewegung "Ein Jerusalem" will dagegen heute tausende Menschen dazu bringen, eine Kette rund um die Altstadt zu bilden, und so zeigen, dass "Olmert kein Mandat hat, unsere ewige Hauptstadt zu teilen". Andere Demonstranten werden an Bush herankommen wollen, um die Freilassung von Jonathan Pollard zu verlangen, einem wegen Spionage für Israel zu lebenslanger Haft verurteilten amerikanischen Juden. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.1.2008)