Bregenz/Wien – Verglichen mit dem schneearmen Vorjahr hat die Zahl der Skiunfälle in der heurigen Saison wieder stark zugenommen. Zwanzig Tote, 13 davon Lawinenopfer, sind bereits zu beklagen. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt drei tödliche Unfälle. Auch der ÖAMTC verzeichnet ein deutliches Plus bei Hubschraubereinsätzen: Von 1. Dezember 2007 bis 3. Jänner 2008 sind die Hubschrauber der Christophorus-Flotte 701-mal in Skigebiete gestartet. "Das sind um 40 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", erklärte Sprecher Manfred Pfnier am Montag.

In einer durchschnittlichen Wintersaison mit normalen Wetterverhältnissen tummeln sich rund acht Millionen Menschen auf heimischen Pisten. 65.000 davon werden bei Unfällen so schwer verletzt, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Weitere 20.000 kommen mit leichteren Blessuren davon. Nur zehn Prozent der Unfälle, also weit weniger als allgemein vermutet, sind auf fremdverschuldete Kollisionen auf der Piste zurückzuführen. Neun von zehn Verletzungen entstehen laut Kuratorium für Alpine Sicherheit durch Eigenunfälle.

Eine erfreuliche Tendenz ist laut Bergrettung der Rückgang an schweren Kopfverletzungen. "Die Leute tragen immer häufiger Skihelme", meint Gebhard Barbisch von der Bergrettung Vorarlberg. Bei Haftungsfragen nach Kollisionen verwenden Gerichte die zehn FIS-Regeln, die unter www.alpinesicherheit.at nachzulesen sind. Grundsätzlich gilt: Wer andere gefährdet, haftet. Rupert Kisser vom Institut Sicher Leben weist darauf hin, dass viele Haushaltsversicherungen auch Schäden, die anderen zugefügt werden, abdecken – vorausgesetzt, man verursacht einen Crash nicht böswillig oder grob fahrlässig. Pistenerhalter haften nur dann, wenn "atypische" Hindernisse wie zum Beispiel ungesicherte Schneekanonen Unfälle verursachen. Wer gegen einen Baum am Rand der Piste fährt, ist selber schuld.

Bergekosten werden nur von privaten Versicherungen getragen. "Probleme gibt es hauptsächlich mit Touristen aus dem Osten, weil das Einfordern von Kosten über den im Heimatland ansässigen Versicherungsträger äußerst schwierig ist", sagt Bergretter Gerald Lehner. Viele tschechische Gäste seien aber bereits Förderer der Bergrettung und dadurch auch in Österreich abgesichert. Versicherungsschutz bieten auch Mitgliedschaften beim Alpenverein, den Naturfreunden oder bei Skiverbänden. Anders als im Straßenverkehr bleibt der Versicherungsschutz auch nach Alko-Unfällen auf der Piste aufrecht. (APA, simo/DER STANDARD-Printausgabe, 8.1.2008)