Die Tarifparteien hatten seit Mittwoch an geheimem Ort verhandelt und waren schließlich am Samstag zu einem Spitzengespräch bei Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) zusammengekommen. Der Arbeitsausstand der Lokführergewerkschaft hatte in der Anfangsphase, als "nur" der Nahverkehr in Deutschland bestreikt wurde, keine Auswirkungen auf die Österreichischen Bundesbahnen. Als die Gewerkschaft die Gangart verschärft und auch den Fernverkehr bestreikte, fielen allerdings einige ICE aus oder wurden kurzgeführt. Eine vorläufige Schadenssumme für die ÖBB liegt noch nicht vor.
Künftige Höhe der Einkommen
"Schwierigster Brocken" bei den Verhandlungen zwischen Deutscher Bahn und GDL ist noch immer die künftige Höhe der Einkommen für die Lokführer, sagte Tiefensee. Die GDL fordert mindestens zehn Prozent mehr Geld und einen eigenständigen Tarifvertrag. Die Bahn hatte der GDL zuletzt acht Prozent mehr Geld geboten, nach dem kurzzeitigen Abbruch der Gespräche durch die GDL kurz vor Weihnachten aber alle Angebote zurückgezogen. Bahn und GDL äußerten sich nicht, wieweit die beiden Seiten nun noch auseinanderliegen.
Der größte Zankapfel aber scheint beseitigt: Einigkeit bestehe in der Frage eines eigenständigen Tarifvertrages, sagte Schell in Frankfurt. Dies war jahrelang eine der Kernforderungen der Gewerkschaft, die sich von den beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA abgrenzen will. Eine derartige Lösung, deren Details noch nicht bekannt sind, steht aber noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung durch GDBA und Transnet.
Zuständigkeit der Berufsgruppen
Probleme könnte es zudem noch bei der Zuständigkeit für bestimmte Berufsgruppen geben, etwa ob die GDL bei Tarifverhandlungen künftig auch die Lokrangierführer vertreten darf, die mehrheitlich bei Transnet und GDBA organisiert sind.