Die Sehstörungen kommen ganz plötzlich. Dann, wenn sich der Glaskörper, die gelartige Flüssigkeit in der Hinterkammer des Auges, beginnt von der Netzhaut abzuheben.
Risiko Kurzsichtigkeit und Alter
Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von Netzhautablösungen betroffen. Risikogruppen sind ältere Menschen, die nach einer Katarakt-Operation eine Kunstlinse haben, stark Kurzsichtige aller Altersgruppen, Menschen mit angeborenen Veränderungen an Glaskörper oder Netzhaut und an Diabetes oder Gefäßerkrankungen Leidende.
Blitze und Rußregen
Schmidt-Erfurth über das Geschehen im Auge: "Meistens zieht der Glaskörper an der Anheftungsstelle der Netzhaut am Rand, am sogenannten Äquator. Wenn er nur zupft, dann reizt das die Sinneszellen dort, und der Patient sieht Lichtblitze." Aus den Funken können dunkle Flocken werden, wie "Rußregen". Das bedeutet dann, erklärt die Augenspezialistin, "dass der Glaskörper bereits ein kleines Gefäß angerissen hat und kleine Bluttröpfchen im Auge herunterregnen.
Herausgerissenes Gewebe
Dann ist bereits Gewebe ausgerissen. Wenn der Prozess noch weitergeht, sieht man einen dunklen Schatten vom Rand her. Wie ein Vorhang von oben, oder eine Mauer von unten. Dann hat die Netzhaut bereits begonnen, sich flächig abzuheben."
Kleiner Defekt
Wer derartige Symptome auf die leichte Schulter nimmt, riskiert großflächige Netzhautablösungen und aufwändige Operationen. Solange der Defekt nur ein kleines, rundes Schwundloch ist, besteht wenig Gefahr für eine Ablösung. Auch kleinflächige, unkomplizierte "rhegmatogene" Netzhautablösungen lassen sich einfach reparieren.
Laser-Koagulation
Schmidt-Erfurth: "Man wird es mit dem Laser anheften, fixieren. Das tut nicht weh, eine Laser-Koagulation dauert nur etwa zehn Minuten." Beim Lasern werden gezielt kleine Verschweißungen gesetzt, über die sich Netzhaut und versorgendes Epithelgewebe wieder verbinden können.
Erfahrene Operateure
Wesentlich bei Lasereingriffen ist, dass sie erfahrene Operateure durchführen, die Vernarbungen und Folgeoperationen vorbeugen. "Vernarbungen vermeidet man am besten, indem man ganz schonend operiert, möglichst wenig schneidet, möglichst wenig mit dem Kältestab verödet, nur geringe Traumen verursacht.
Je mehr der Arzt unnötig an der Netzhaut manipuliert, umso häufiger setzt er einen Entzündungsreiz", sagt die Netzhautchirurgin. Das gelte auch für die Operation fortgeschrittener Netzhautablösungen.
Narben verhindern
Verwachsungen sind die häufigsten Ursachen für Therapieversagen netzhautchirurgischer Eingriffe. Am AKH Linz wird zurzeit von der jungen Augenärztin Claudia Priglinger ein zell-/molekularbiologisches Labor aufgebaut, das sich unter anderem mit Vernarbungsprozessen beschäftigten wird.
Probleme durch Entzündungen und Vernarbungen
Priglinger, bislang Assistenzärztin an der Universitätsaugenklinik München, wurde kürzlich für ihre Forschungsarbeit über PVR (proliferative Vitreoretinopathie, Verwachsungen zwischen Netzhaut und Glaskörper) mit dem Preis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft ausgezeichnet: "Noch wissen wir nicht genau, warum einige Vernarbungen bekommen und andere nicht. Wir wissen auch nicht, warum nach einer erfolgreichen Netzhaut-Operation beim einen alles gut geht und sich beim anderen eine Entzündung entwickelt."
Galektine werden erforscht
In Linz werden in Kooperation mit München verschiedene Substanzen, "mit denen man Vernarbungsreaktionen nach Netzhauteingriffen hemmen kann", getestet. Erforscht werden Galektine, ß-galactosid-bindende Proteine, die für das Zellwachstum mitverantwortlich sind. Ihr Wachstum zu beeinflussen ist Ziel der Forschungsarbeit.
Claudia Priglinger: "Ein Subtyp, das Galektin-1, wurde erforscht, es gibt aber noch 13 andere in der Familie. Vier dieser Subtypen werden von den mitverantwortlichen Zellen exprimiert. Wir versuchen festzustellen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und vor allem wie wir sie beeinflussen können."
Zukunftsmusik