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Ruth Elsner: "Herrn Zwettler als Opfer meines Mannes hinzustellen ist absolut lächerlich."

Foto: APA/Pfarrhofer
Betrifft: "Schritt aus dem Mittelalter" - Renate Graber im Gespräch mit Ex-Bawag-Chef Ewald Nowotny, DER STANDARD, 28.12.2007

Herr Nowotny!

Hans Zwettler kann heilfroh sein, von Ihnen nicht mehr als "mein guter Freund" bezeichnet zu werden - für Sie scheint Freundschaft nur bei Schönwetter zu bestehen. Als langjähriger Chef des gesamten Finanzbereichs der Bawag war er sicherlich erfahren und reif genug, für sich selbst zu entscheiden, was er zu tun oder zu lassen hatte. Herrn Zwettler als Opfer meines Mannes darstellen zu wollen, ist absolut lächerlich - die Vorstandsetage einer Großbank ist kein Kindergarten.

Es war wohl der größte Fehler von Herrn Weninger, Ihnen diese große Bank anzuvertrauen. Das Ergebnis sieht man heute: Alles, was jemals erworben wurde, hat man im Eilzugtempo "verscherbelt", 2008 werden einige hundert Mitarbeiter entlassen, es ist nichts von dem eingetreten, Herr Nowotny, was Sie noch vor einigen Monaten prophezeit und geplant haben.

Das ist die Bilanz, die Sie ziehen können!

Ich stimme mit Ihnen überein, dass man Leute, die gerade an der Macht sind, sehr viel kritischer hinterfragen muss.

Apropos, warum behaupten Sie penetrant, vom Schaden nichts gewusst zu haben, als Sie den Job annahmen? Sie wurden bereits im Herbst 2005 darüber informiert (siehe div. Zeugenaussagen im Prozess). Außerdem waren Sie unter Generaldirektor Zwettler Konsulent der Bank und dessen guter Freund.

Der Schadensfall ist leider im Jahr 2000 passiert, aber das Chaos begann am 1.1.2006. Dafür sind Sie verantwortlich, Herr Volkswirt!

Ich werde trotzdem die Straßenseite nicht wechseln, wenn ich Sie sehe, sondern werde Ihnen fest ins Auge blicken und mich an Ihrer Verlegenheit weiden.

Ruth Elsner
1010 Wien
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.1.2008)