Genf/Nairobi - Im Elendsviertel Mathare der Hauptstadt Nairobi kam es am Samstag erneut zu gewaltsamen Unruhen. Zahlreiche Hütten wurden abgebrannt und Bewohner bekämpften sich mit Macheten. Die Polizei eröffnete das Feuer und erschoss einen Mann, wie ein Kameramann der Fernsehnachrichtenagentur APTN berichtete. Die Polizisten wurden daraufhin von der aufgebrachten Menge umzingelt und mussten fliehen. In Mombasa protestierten erneut hunderte Menschen gegen Kibakis Wiederwahl.

Der ghanaische Präsident John Kufuor wird kommende Woche als Vorsitzender der Afrikanischen Union nach Kenia reisen, um zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln. Zudem wolle er versuchen, eine Ende der Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen zu erwirken, sagte Ghanas Außenminister Akwasi Osei-Adjei am Samstag.

UNHCR schickt Nothilfe für 100.000 Flüchtlinge

Das UNO-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) kündigte indessen die Entsendung von Nothilfe für die vor der Gewalt geflohenen Menschen an. Das UNHCR werde Soforthilfe für 100.000 Menschen bereitstellen, teilte der Vize-Hochkommissar für Flüchtlinge, Craig Johnstone, am Samstag in einer in Genf veröffentlichten Erklärung mit. Demnach verfügt die Organisation, die sich in Kenia um Flüchtlinge aus anderen Staaten kümmert, in Nairobi über Reserven für 50.000 Menschen. Darüberhinaus werde das UNHCR Hilfsgüter aus den Lagern in Dubai und Tansania heranholen.

In Kenia sind seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 27. Dezember nach UNO-Angaben 250.000 Menschen auf der Flucht vor der Gewalt zwischen Anhängern der verfeindeten politischen Lager. Im Nachbarland Uganda wurden laut UNHCR bereits 2000 Kenianer registriert. Die Lage habe sich aber stabilisiert und sei unter Kontrolle. Seit Jahren helfe Kenia überaus großzügig den Flüchtlingen aus der Region, erklärte Johnstone. "Es ist sehr schmerzhaft, jetzt zu sehen, dass die Kenianer selbst vertrieben werden."

In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sich am Samstag 27 kenianische Bürgerrechtsgruppen gegen eine Anerkennung der Wiederwahl von Präsident Mwai Kibaki aus. Es habe "Anomalien" bei der Wahl gegeben, das offizielle Ergebnis sei daher "nicht nur illegitim, sondern auch illegal". "Wir sehen Mwai Kibaki daher noch in seiner ersten Amtszeit", erklärten die Organisationen, die zugleich eine unabhängige Untersuchung des Wahlergebnisses forderten.

Kibaki hatte sich am 30. Dezember nach der Verkündigung des umstrittenen Wahlergebnisses umgehend vereidigen lassen. Daraufhin eskalierte die Gewalt in dem ostafrikanischen Land. Mindestens 360 Menschen kamen seit dem Urnengang ums Leben. (APA/AP)