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Foto: AP Photo/Courtesy of Earth Sciences and Image Analysis Laboratory, NASA Johnson Space Center
Dadurch würde unter anderem auch der Pazifik komplett im Erdinneren verschwinden.

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Washington - Wie Blätter auf einem Teich treiben die Erdplatten über den Globus. Ohne die bewegliche Erdkruste wären die Kontinente längst im Meer versunken. Wahrscheinlich gäbe es nicht einmal Leben auf der Erde.

Doch womöglich können die Erdplatten zum Stillstand kommen, meinen nun zwei Geophysiker aus den USA in der neuesten Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift Science (Bd. 319, S. 85). Es drohe ein Stopp der Platten, wenn sich die Landmassen zu einem Superkontinent vereinigten, behaupten Paul Silver von der Carnegie-Institution und sein Kollege Mark Behn vom Forschungszentrum Woodshole.

Gäbe es nur noch einen Großkontinent - wie in der Erdgeschichte mehrfach geschehen und für die Zukunft nun auch wieder erwartet -, könnte der entscheidende Antrieb der Plattentektonik abhandenkommen.

Die Bereiche der "Verschluckung" der Erdkruste, die von den Experten Subduktionszonen genannt werden, würden womöglich verschwinden. An diesen Verschluckungszonen taucht Meeresboden ins Erdinnere ab und schafft so Platz für neue Erdkruste. Der Sog treibt die Platten an.

In ferner Zukunft könnte der Pazifik jedoch komplett im Erdinneren verschwinden. Derzeit jedenfalls gerät der Boden des Ozeans unter Asien und unter Amerika - wobei es regelmäßig heftig bebt. Mit dem Pazifik verschwänden die meisten Subduktionszonen, meinen Silver und Behn.

"Eine plausible Theorie", findet Nina Kukowski vom Geoforschungszentrum Potsdam. Zweifel hegt hingegen Wolfgang Frisch von der Universität Tübingen: Im Atlantik würden sich irgendwann Subduktionszonen bilden.

Derzeit sinkt dessen Boden nicht ins Erdinnere ab, weil die benachbarten Kontinente auf derselben Platte liegen. Doch der Grund des Atlantiks kühle aus und werde schwerer, erklärt Frisch. Deshalb müsse der Atlantik an seinen Rändern irgendwann ins Erdinnere abtauchen - die Plattenbewegung ginge weiter. Silver und Behn hingegen mutmaßen, dass Hitze aus dem Erdinneren die Kühlung der Atlantikkruste aufhalte.

Skeptische Experten

Auch andere Experten haben Bedenken: "In der Karibik und vor Südspanien bilden sich bereits Subduktionszonen, die sich in den Atlantik ausdehnen könnten", sagt Hans-Peter Bunge, Geophysiker an der Uni München.

Der Prozess sei allerdings wenig verstanden, gibt Harro Schmeling von der Uni Frankfurt zu Bedenken. Es sei unklar, ob sich im Atlantik tatsächlich Subduktionszonen bilden. Vielleicht hätten Silver und Behn recht. Dass die Erdplatten einen Zwischenstopp einlegen, hält auch Ulrich Hansen von der Uni Münster für möglich. Seine eigenen Berechnungen zeigten, dass die Hitzezufuhr aus dem Erdinneren stark schwanke. "Episoden der Ruhe wären durchaus möglich." (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6. 1. 2008)