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Er sei sich, schreibt Marc Adrian, "nunmehr eher fremder geworden als vertrauter", und "eine existenz wählt man nicht, man hat sie erhalten und verteidigt sie als geistige zu jeder stunde gegen die externen versuche, als mensch dahin manipuliert zu werden, wohin einen die macht verschieben will, damit man ihr besser diene als sich selbst". Und unbedingt bleibt für ihn, im Rückblick auf gut 60 schöpferische Jahre, die "unterscheidung von kunstwerken und anderen artefakten (...): ein kunstwerk schafft bewusstsein, ein erzeugnis der unterhaltungsindustrie vernichtet bewusstsein". So denkt und schreibt ein Künstler, der im besten Sinn, darin vielleicht verwandt den Filmemachern Straub/Huillet, "nicht versöhnt" ist. Marc Adrian, 1930 in Wien geboren, künstlerisch tätig schon vor dem Studium der Bildhauerei, dann der Wahrnehmungspsychologie (ein enorm unterschätztes Kapitel der Geschichte der Psychologie in Österreich), Professor in Hamburg, dann Teil der kreativen Avantgarde am MIT, darauf wieder in Deutschland, in Wien, rastlos: Eine große Ausstellung in Graz hat die vielen Phasen seines Werks dieses Jahr präsentiert. Es reicht vom filmischen Œuvre, das ihn in die erste Reihe der österreichischen Avantgardefilmer stellte (im Bild rechts oben ein Still aus der Arbeit Blue Movie , 1969), über Fotoreliefs, Schrift-Bild-Montagen, Aquarelle und Skulpturen bis zu Hinterglasmontagen. Dass Adrian "multimediale Begabung mit Analyse paart", hebt Peter Weibel hervor und macht kenntlich, warum diese Leistung in Österreich so gut wie nie gewürdigt wird: Weil die Menschen der Kunst "immer noch von Menschen ohne Eigenschaften und Talente kontrolliert werden". Die Ausstellung war als Gegengewicht gedacht. Das Buch ist ein weiteres gewichtiges Argument, Marc Adrians Vielfalt, auch seine kompromisslose Lust auf eigene Wege, die nicht immer zum sogenannten gesellschaftlichen Erfolg führen, anzuerkennen. "resultate sind beiläufige endprodukte, so wie die knolle des kartoffelstrauchs zufällig genießbar, die des schierlings zufällig giftig ist." (Michael Freund, ALBUM DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.01.2008)