Wien - Die Allergie-Gefahr von Chemikalien wollen Wissenschafter des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) in Hannover (Deutschland) in Zukunft an hauchdünnen Gewebeschnitten testen. Beim Verfahren "Precision-cut Lung Slices" (PCLS), das mit Unterstützung der EU entwickelt wurde, liegt das Hauptaugenmerk auf Lungengewebe.

Seit Jahren suchen Wissenschafter nach Alternativen zu den bewährten aber vielfach angefeindeten Tierversuchen, um Substanzen auf Giftigkeit zu testen. Angesichts immer wieder beklagter, dramatisch zunehmender allergischer Erkrankungen stehen auch Tests der Allergie-Gefahr im Mittelpunkt des Interesses. Untersucht werden praktisch alle Chemikalien, ob sie nun in Textilien, Kosmetika, Medikamenten, Waschmitteln, Lebensmitteln oder Spielzeugen eingesetzt werden.

Bisher waren Tierversuche nötig, um schlüssige Antworten zu bekommen. Nun sind die deutschen Forscher zuversichtlich, eine geeignete Alternative gefunden zu haben. "Wir haben unser Augenmerk auf Substanzen gerichtet, die über die Lunge in den Körper gelangen, das heißt, die der Mensch inhaliert", sagte Projektleiter Armin Braun vom ITEM.

Methode

Die Fraunhofer-Wissenschafter behandeln extrem dünne Schnitte von Lungengewebe von Nagetieren mit der zu untersuchenden Substanz und werten die Reaktionen des Gewebes mit unterschiedlichen Methoden aus. Unter anderem wird festgestellt, welche Gene im Gewebe aktiviert und welche Eiweißmoleküle von der Zelle verstärkt produziert werden. Darunter könnten sich solche befinden, die bei der Immunantwort eine Rolle spielen, und somit eine allergische Reaktion auslösen können.

Weiters können im Mikroskop mögliche Wechselwirkungen zwischen Zellen des Gewebes und der Immunabwehr analysiert werden. Da es sich bei den PCLS um ganze Gewebeschnitte handelt, beobachten die Forscher physiologische Vorgänge im natürlichen Zellverband, ähnlich wie es bei einer Immunantwort im Körper der Fall ist.

Verfahrensverbesserung

Derzeit behandeln die Wissenschafter die Gewebeschnitte mit chemischen Substanzen, deren allergenes Potenzial bereits bekannt ist, um das neue Verfahren zu verbessern. Schon bald soll jedoch eine Vielzahl von neuen Substanzen getestet werden. Für diese Untersuchungen müssen vergleichsweise wenige Tiere geopfert werden, da aus dem entnommenen Lungengewebe sehr viele Schnitte angefertigt werden. (APA)