Roland M. Kreutzer, Tripple Internet.
Ersteres überlasse ich anderen, Wünsche habe ich trotz dem noch kurzen Jahr schon genug gehört. Ich bleibe also bei dem, was ich mir in diesem Jahr erwarte. Was steht uns also in der Online-Welt unmittelbar bevor?
Die erste große hellseherische Frage für jeden Onliner ist die nach dem Umsatz, der am Jahresende im Internet gelandet sein wird. Die Frage für 2008 ist hier, ob wir die 5% Anteil am Werbekuchen knacken können. Meine Einschätzung: Zwischen 4 und 5% reiner Werbespendings sollten wir schon zu liegen kommen, wenn sich Österreich nicht weiterhin international blamieren will. Mit Euro 2008 und anderen Kleinigkeiten sollte das aber - mindestens! - zu schaffen sein.
Video wird immer interessanter
Die laufende Diskussion rund um Werbemittel, Werbedruck und störende Werbung hat mich auch ein wenig nach aktuellen Werbeformen-Trends forschen lassen. Ich sehe da nun vier große Trends, die in Kürze auch bei uns voll durchschlagen werden: Video wird immer interessanter, Werbeformate werden immer irrelevanter (man produziert ein komplettes Set und arbeitet mit diesem), die Schaltung (Optimierung, Targeting) wird immer wichtiger als das kreative Format und der kurze starke Eindruck beim User und schließlich kommen alte Bekannte wie der Button wieder in Mode.
Je nach Reaktanz-Erscheinungen kann das noch viel weiter gehen: generelle Abschaffung von Overlays und Popups (einige heimische Medien und Vermarkter haben hier schon kräftig aufgezeigt!), es gibt sogar schon Medien, die auf animierte Werbung verzichten (und dabei für den einzelnen Werbekunden sogar Mehrleistung schaffen!). Ich teste selbst viel mit solchen Formaten und Ansätzen und habe Positives für alle Seiten abgewinnen können - der endgültige Impuls kommt hier meiner Meinung nach aber nur vom User. Und vergessen darf man dabei nicht: Auch Werbekunden sind User, immer stärker und besser involvierte sogar.
Dass neue Branchen ins Internet kommen, ist auch klar - ein Trend, der auch die letzten Jahre galt. Nun sind es stark KMU, die Marken im Handel, Tourismus und B2B-Dienstleister. Und die zahlreichen neuen Startups und dot-com-2.0-Aufsteiger, die den Markt vom Internet aus neu beleben.
Blogs, virale und mobile Kampagnen
Aus der Randerscheinung werden sich auch virale und mobile Kampagnen sowie Blogs samt Werbeformen entwickeln. Das bedeutet aber auch: Sie müssen sich mit dem Web messen lassen, was durchaus auch zu einem Rückgang des Interesses in diesem Bereich führen wird. Das Spiel kennen wir aus den Anfangszeiten des Web schon. Den wirklichen eigenständigen Platz werden diese Bereiche dann nicht mehr dieses Jahr finden, fürchte ich.
Spannend wird in diesem Land auch die Diskussion um öffentlich-rechtliche Aktivitäten im Web. Das könnte ein großes Webangebot ;-) werbefrei machen, aber auch andernfalls dürfte uns hier (aufgrund des sehr einseitigen Wettbewerbs für kleinere Anbieter) eine ordentliche Bereinigung in der Medienlandschaft ins Haus stehen. Auch die diversen Medienförderungen gehören in dieses Problem-Paket. Bleibt zu hoffen, dass sich die Vielfalt im Web weiterhin durchsetzen kann - wäre schade, wenn sich das Web in Österreich so auf wenige Player zuspitzt, wie es in den anderen Mediengattungen der Fall ist.
Kollaps im eMail-Bereich
Absehbar für 2008 ist auch ein Kollaps im eMail-Bereich. Immer weniger eMails werden tatsächlich zugestellt, Newsletter sind nur mehr mit enormen Aufwand zu betreiben und neue Newsletter kaum mehr zu lancieren. Das Medium eMail ist ausgereizt und durch Spam und Viren stark beschädigt, wenn sich nicht bald etwas tut wird das einstige Killer-Argument zum Internet-Einstieg zum Auslaufmodell werden (was Medien und Werbung betrifft zumindest), der Nachfolger ist noch nicht in Sicht (RSS ist es nicht). Kann gut sein, dass das schon dieses Jahr passiert.