Österreichische Schüler sind, was die alltägliche Gewalt an den Schulen betrifft, international im vorderen Feld. Nach den Weihnachtsferien sollen daher spezielle Maßnahmen zur Gewaltprävention an den Schulen umgesetzt werden - ob sie auch greifen, wird man wohl erst gegen Ende des Schuljahres sehen.

Vor wenigen Wochen hat Bildungsministerin Claudia Schmied ihre "Strategie zur Vermeidung von Aggression und Gewalt an Schulen" präsentiert. Ausgearbeitet hat sie das Team rund um die Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Uni Wien - davon ausgehend, dass es zwar keine bundesweiten, aber viele Einzelmaßnahmen an Schulen zur Gewaltprävention gibt. Kernpunkt der Strategie: Österreichs Lehrer sollen künftig intensiv in Sachen Konfliktmanagement geschult werden. Zudem soll die Zusammenarbeit mit der Polizei verstärkt werden.

In Wien gebe es solche Programme "schon immer", heißt es im Wiener Stadtschulrat (SP). Doch Vorfälle, wie die Messerstecherei an einer polytechnischen Schule vor drei Jahren, bei der ein damals 14-Jähriger seinen Mitschüler getötet hat, hätten bewirkt, dass man sich seither mehr mit dem Thema auseinandersetze, räumt ein Sprecher ein. Die Schulsprecherin der Wiener Grünen, Susanne Jerusalem, meint, dass Projekte für soziales Lernen "hundertmal effektiver als Sicherheitsmaßnahmen" seien.

"Spitze" beim Schikanieren

Studien haben ergeben, dass jedes zehnte Kind an heimischen Schulen Opfer oder Täter von körperlicher Gewalt ist. Zum "Bullying" (Schikanieren) hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor kurzem ernüchternde Zahlen veröffentlicht: Die österreichischen "Bullys", also Schüler, die andere traktieren, liegen im internationalen Vergleich hinter Litauen und Deutschland an dritter Stelle. 14,5 Prozent der Mädchen und ein Viertel der Buben gaben in der WHO-Untersuchung in 26 Ländern an, mindestens zwei- bis dreimal in der Woche ihre Mitschüler verbal oder physisch angegriffen zu haben. Der Schnitt liegt bei 16,4, beziehungsweise 8,4 Prozent.

Christiane Spiel spricht von einem "Vorurteil", wenn behauptet werde, dass Gewalt vermehrt in Klassen mit einem hohen Migrantenanteil vorkomme. Generell gelte: Je gewaltfreier die Umgebung, desto motivierter sind die Schüler. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD - Printausgabe, 4. Jänner 2008)