Washington - Mit dem Wissen über wissenschaftliche Fakten ist es in den USA, der führenden Forschungsnation der Welt, nicht allzu weit her. Zumindest bei den republikanischen Wählern und ihren Vertretern: So glauben mehr als zwei Drittel von ihnen nach einer neuen Gallup-Untersuchung, dass Menschen und Affen keine gemeinsamen Vorfahren haben. Einer davon ist der noch amtierende US-Präsident.

Doch es könnte 2008 noch um einiges schlimmer kommen: Mike Huckabee, immerhin derzeit führender Präsidentschaftskandidat der Republikaner, ist erklärter Kreationist und davon überzeugt, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren geschaffen hat.

Bei den großen US-amerikanischen Wissenschaftsverbänden ist deshalb Feuer am Dach. Pünktlich zum Jahresbeginn mischen sich deshalb die wichtigsten US-Wissenschaftszeitschriften in den Wahlkampf ein.

Wissenschaft und Gott

So widmet Donald Kennedy, der scheidende Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins Science, sein aktuelles Editorial (online vorab) dem Thema "Wissenschaft und Gott in der Wahl" und kritisiert unter anderem den republikanischen Kandidaten Mitt Romney, einen Mormonen, dafür, dass er die in der Verfassung festgeschriebene Trennung zwischen Staat und Kirche nicht respektiere.

Und Kennedy ruft dazu auf, die Haltung der Kandidaten zu wichtigen wissenschaftlichen Fragen - wie etwa der Klimaerwärmung, den Stammzellen oder der Evolution - genau zu überprüfen. Als Orientierungshilfe gibt es für die Leser im "Newsfocus" zehn Seiten mit detaillierten Analysen der Positionen von Clinton, Obama, Huckabee & Co. zu eben diesen Themen.

Um einiges expliziter als Science tun zwei andere wichtige Zeitschriften ihre Haltung kund, nämlich die Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) und das Journal der Federation of American Societies for Experimental Biology (FASEB).

Sie wehren sich vor allem gegen die Bestrebungen der Kreationisten, ihre wissenschaftlich unhaltbaren Thesen über die Entstehung des Lebens zur gültigen Lehrmeinung an US-amerikanischen Schulen zu machen.

Die Stimme der Vernunft scheint allerdings auf verlorenem Posten: Eine FASEB -Umfrage belegte, dass eine Mehrheit der US-Amerikaner ebendies befürwortet. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. Jänner 2008)