Österreich werde unter den ersten Staaten sein, die den unabhängigen Kosovo anerkennen, zitierte am Donnerstag die serbische Tageszeitung Politika den österreichischen Kanzler. Alfred Gusenbauer hatte in einem Interview mit der APA auf die Frage, ob Österreich die Unabhängigkeit des Kosovo zügig anerkennen werde, gesagt: „Man kann sich darauf verlassen, dass wir nicht erste Reihe fußfrei sitzen und schauen werden, was die anderen tun. Österreich wird mit Sicherheit zu jenen gehören, die hier klar Position beziehen und die Orientierung vorgeben.

Das Interview löste heftige Reaktionen aus. „Der serbische Außenminister, Vuk Jeremic, hat mir gegenüber eine offizielle Demarche durchgeführt“, sagte der österreichische Botschafter in Belgrad, Gerhard Jandl, zum STANDARD. In der scharfen diplomatischen Protestnote steht, dass sich Serbien energisch solchen Äußerungen widersetze, die im großen Maße den bilateralen Beziehungen mit Österreich schaden könnten.

Den serbischen Energieminister, Aleksandar Popovic, wunderte „überhaupt nicht“, dass Österreich in der dem serbischen Standpunkt zufolge widerrechtlichen Anerkennung des Kosovo die Vorreiterrolle spielen möchte. In ähnlichen für Serbien historischen Situationen habe Wien stets so gehandelt, wie es heute Gusenbauer in der Kosovo-Frage ankündigt, erklärte Popovic.

Trotz der Demarche ist nicht zu erwarten, dass das serbische Außenministerium oder das österreichische Bundeskanzleramt die Situation hochspielen werden. Die Empfindlichkeit einzelner serbischer Minister auf alle Aussagen über den Kosovo wird auch mit der Wahlkampagne der für den 20. Jänner ausgeschrieben Präsidentschaftswahlen in Zusammenhang gebracht, nach denen das kosovarische Parlament die Ausrufung der Unabhängigkeit angekündigt hat. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2008)