Der Ölpreis hat sich in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht. Er stieg von 25 Dollar im Jahr 2003 über 50 Dollar im September 2004 auf die neue Rekordmarke von nunmehr um die 100 Dollar (68,1 Euro) pro Barrel an. Der weltweit wachsende Durst auf Öl lässt befürchten, dass der Preis noch weiter steigt. Der starke Anstieg hat derzeit mehrere Gründe:

Nachfrage: Die wachsende weltweite Bedarf an Öl erklärt einen Teil der Preissteigerung. Das kräftige Wirtschaftswachstum in Asien braucht viel Energie. China ist derzeit hinter den USA der zweitgrößte Energieimporteur weltweit und wird die Vereinigten Staaten kurz nach dem Jahr 2010 überholen, wie die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert.

Politische Spannungen: Sie gefährden in wichtigen Ölförderländern die Produktion. Pakistan steht nach dem Mord an der Oppositionsführerin Benazir Bhutto vor einer ungewissen Zukunft. In Nigeria, Afrikas größtem Ölexporteur, ringen Rebellengruppen um die Kontrolle der Förderregionen. Kenia wird von blutigen Unruhen erschüttert. Die anhaltenden Militäraktionen der Türkei gegen PKK-Rebellen im Nordirak bedrohen auch dort die Ölproduktion. Hinzu kommen veraltete Anlagen in Ländern wie dem Iran, Irak oder Nigeria.

Ölreserven: Die Vorräte der Industriestaaten sind deutlich niedriger als noch vor einigen Jahren, vor allem in den USA. Wegen der steigenden Nachfrage werden zudem weniger Vorräte angelegt. Engpässe in einem Land können daher oft nicht mehr aus den Reserven eines anderen Staates ausgeglichen werden. Anfang 2008 waren die Vorräte in den OECD-Staaten auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren. Ein überdurchschnittlich kalter Winter in der nördlichen Hemisphäre kann den Preis daher weiter in die Höhe treiben.

Dollarkurs: Der schwache Dollar macht Ölkäufe billiger für Käufer mit stärkeren Währungen wie etwa dem Euro, was die Nachfrage ebenfalls anheizt. Am Donnerstag lag der Euro erneut bei gut 1,47 Dollar. Analysten gehen davon aus, dass angesichts der ungewissen Wirtschaftsprognosen für die Vereinigten Staaten der Druck auf die US-Währung weiter anhält.

Spekulanten: Für sie sind Öltermingeschäfte eine rentable Investition geworden, zumal die Aktienkurse wegen der hohen Ölpreise unter Druck stehen. Während früher vor allem die hochspekulativen Hedgefonds auf Öl als Anlage gesetzt haben, nehmen zunehmend auch die konservativ ausgerichteten Pensionsfonds Öl in ihr Portfolio auf. (APA)