Marta Serrano in Virág Dezsös "Listen to me!" (Ungarn), zu Gast beim Festival "Plug & Play" im Wiener Ensembletheater.

Foto: Plug & Play
Für den 40. Geburtstag des Ensembletheaters am Wiener Petersplatz hat Schauspielerin und Regisseurin Paola Aguilera die Zügel in die Hand genommen und ein Festival auf die Beine gestellt, das von 10. bis 26. Jänner mit Gastspielen aus europäischen Ländern frischen Wind in die Kellerbühne bringen wird.

Produktionen aus Ungarn, Kroatien, Slowenien, den Niederlanden und Litauen wurden als "Pulsmesser" einer internationalen Theaterszene eingeladen, deren Charakteristikum "physical acting" ist. Das unter dem Titel Plug & Play erstmals stattfindende Festival möchte Künstler vernetzen und für Wissensaustausch sorgen; Workshops u. a. der Moving Academy für Performing Arts leisten dazu ihren Beitrag. Den Spielbetrieb eröffnet am 10. Jänner der aus Litauen stammende, seit Jahren in Salzburg lebende Theatermacher Arturas Valudskis mit Pasiklydes/Vagabund.

Michael Moritz, heute lebt der Deutsche in Italien, stellt Bruno Freddy Bolle (15./16. 1.) vor. Er war u. a. verantwortlich für Choreografien in Einar Schleefs "Sportstück"-Inszenierung am Burgtheater. Virág Dezsö (Ungarn) sagt Listen to me! (sh. Bild) und Aleksandar Acev (Kroatien) lässt eine Batina Rhapsody (18./19. 1.) erklingen. Michael Helmerhorst (Niederlande) präsentiert schließlich sein Patent (20./21. 1.). Den Abschluss am 25./26. Jänner macht der Physical Theatre Salon - Paola & Friends.

Aber auch im regulären Theaterbetrieb legt man sich gleich zu Jahresbeginn ins Zeug. Unverblümt fragt man im TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße: Welche Droge passt zu mir? In Kai Hensels gleichnamigem Stück, das in einer Inszenierung von Eva Hosemann vom theater rampe Stuttgart nun am 9. Jänner Wien-Premiere feiert, ringt eine vorbildliche Hausfrau, Gattin und Mutter mit den Vor- und Nachteilen der Bewusstseinserweiterung. Ob Alkohol oder Ecstasy, Heroin oder Ketamin, Kokain, Nikotin - Hanna (dargestellt von Petra Weimer) kennt sie alle.

Premiere Nummer drei: Nicht nur am Burgtheater verarbeitet man Prosagiganten zu handlichen Abendfüllern. Auch am Schauspielhaus ist man nicht lesemüde und präsentiert ab sofort Heimito von Doderers Roman Die Strudlhofstiege als mehrteilige TheaterSerie im kleinen Raum der Schneiderei. Zwölf Regisseurinnen und Regisseure inszenieren im Wochentakt und wie im Staffellauf Folge für Folge. Den Anfang macht Daniela Kranz mit Schöne Beine (3.-5. 1.), Teil 1, der zurückführt ins Jahr 1923, zu einem Sommernachmittag, an dem es erotisch knistert. Wir machen Bekanntschaft mit Major Melzer, Etelka Stangeler und nicht zuletzt Editha Pastré, das "größte Luder" des 9. Bezirks.

Teil zwei kommt unter der Leitung von Julie Pfleiderer ab 10. Jänner als Reifes Obst auf uns nieder. (red, DER STANDARD/Printausgabe, 02.01.2008)