Auf den ersten Blick ist die Empörung einiger Menschenrechtsgruppen darüber, dass die Rückkehrberatung im Salzburger Polizei-Anhaltezentrum dem Diakonie-Flüchtlingsdienst entzogen wurde, eine Auseinandersetzung um einen Markt. Dieser Eindruck täuscht nicht. Wie bei vielen anderen Sozialdienstleistungen auch, sind für die Trägervereine in der Flüchtlingsbetreuung die Aufträge der öffentlichen Hand ihre materielle Basis. Es geht um Existenzen, um Jobs. Wie bei anderen sozialen Diensten - vom Gesundheitsbereich bis zur Seniorenbetreuung - spielen darüber hinaus auch im Bereich der Betreuung Asylsuchender Eifersüchteleien und das Abstecken von Claims mit eine Rolle.

Dass soziale Arbeit nicht nur altruistisch und uneigennützig geleistet wird, sondern ganz uncharmant Arbeit mit Lohn und Honorar ist, bedingt auch, dass sich die Zahler ihre Auftragnehmer aussuchen können. Nichts anderes macht das Innenministerium im Bereich der Flüchtlingsbetreuung: Mit dem "Verein Menschenrechte Österreich" läuft die Zusammenarbeit aus Sicht des Ministerium offensichtlich geschmeidiger als mit anderen Betreuungseinrichtungen.

Eine Organisation, die sich mehr als "Reisebüro" für Einfachfahrscheine in die Herkunftsländer und vielleicht weniger als Interessenvertretung Hilfesuchender versteht, passt mehr ins Konzept als christlich motivierte Vereine, die auch noch widerborstig auf die Einhaltung von Qualitätskriterien zugunsten der ihnen Schutzbefohlenen pochen. Es ist nur konsequent, dass nun - wie schon in vielen anderen Anhaltezentren Österreichs zuvor - in Salzburg jene zum Zug kommen, deren Rückreisequoten den Vorstellungen von Innenminister Günther Platter eher entsprechen. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2008)