Sieht nicht so rosig aus, die Wirtschaftslage, mit der das neue Jahr jetzt haushalten muss. Zum Ausklang des alten wurde noch rasch gemeldet, dass in den USA so wenig Häuser wie schon seit zwölf Jahren nicht mehr verkauft wurden. Dort sinkt rundum die Hoffnung, um eine Rezession herumzukommen, während in Österreich und Europa laufend die Wachstumsprognosen nach unten revidiert werden.

Der gute Lauf, der bis zum Sommer währte und der für geringere Arbeitslosenzahlen, gute Unternehmensergebnisse und für relativ gute Lohnsteigerungen sogar noch im Herbst reichte, scheint dahin. Aber während früher ein Abgleiten der US-Wirtschaft in Stagnation, womöglich Rezession fast automatisch ähnliches in Europa bedingte, gibt es diesmal berechtigte Hoffnung auf getrennte Entwicklungspfade.

Zwei Wirtschaftsräume, deren Aufkommen wegen Sorgen um Verdrängung ambivalent beobachtet wird, könnten wesentlich zur Abfederung der US-Schwierigkeiten beitragen: die neuen EU-Mitglieder in "Osteuropa" sowie China, Indien und andere Emerging Markets in Asien. In beiden Räumen wird das Wachstum von dem gespeist, woran es in den USA und Europa mangelt: von starker Nachfrage auf den Heimatmärkten.

Schon lange ist es nicht mehr nur Export in Industriestaaten, der in diesen Regionen Wirtschaft antreibt; es ist auch der Wohlstands-Nachholbedarf einer wachsenden Mittelschicht. Obendrein verfügen nicht nur Ölstaaten, sondern auch Länder wie China längst über das Kapital, um die Schwäche der USA sowohl für Einkäufe zu nützen als auch damit abzufangen. Politische Bedenken, die solches bisher verhinderten, sind da leicht über Bord geworfen. Das ist gut so - wenn es nicht bis zum Abgleiten in Prinzipienlosigkeit führt. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.12.2007)