"Popeye Village" im Nordosten Maltas ist das offensichtlichste Beispiel dafür, dass die Insel zumeist als internationalisierte Kulisse wahrgenommen wird.

Foto: Aumüller

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Hafeneinfahrt von Gozo.

Bild nicht mehr verfügbar.

Valetta, Malta.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Stadtmauern von Mdina.

Starallüren will man sich in Europas kleinstem Inselstaat erst gar nicht erlauben. Zickig geworden ist Malta allerdings auch nicht, nur weil die Leinwand stets verschweigt, wer in Filmen wie Gladiator, Troja oder Popey die offensichtlichste Nebenrolle spielt.

Man hat sich scheinbar daran gewöhnt, dass Fremde hier aufkreuzen, sich an der Landschaft bedienen und wieder abziehen. Geschichtlich betrachtet verhält es sich damit ja ähnlich wie mit der Funktion als Filmkulisse. Mehr noch: Maltesisches Understatement geht nun sogar so weit, dass man es für empfehlenswert hält, auch nur für drei oder vier Tage Kulisse einer Kurzreise zu spielen.

Werden im Sommer touristische Nischen erfolgreich besetzt – man mimt mittlerweile zweite die Heimat für Sprachurlauber, Hochzeitspaare und Wracktaucher -, ist vor allem der Winter für Individualreisende prädestiniert. Wenn es nicht allzu sehr pressiert, braucht man dafür nicht einmal einen Mietwagen. Die Busse fahren regelmäßig, bis 23 Uhr und wirklich überall hin, wo es was zu sehen gibt, auch wenn sie sich nicht immer sklavisch an die Netzfahrpläne der Touristeninformation halten. Die Fähren auf die Nachbarinsel Gozo fahren in so kurzen Intervallen, dass man jederzeit den nächstbesten Bus zur Ablegestelle nach Cirkewwa nehmen kann.

Das Angebot der Harbourair, einer kleinen Flotte von Wasserflugzeugen, diese kurze Distanz fliegend zurückzulegen, erscheint auf den ersten Blick entbehrlich. Aber gerade weil dieser Blick bei einer solchen Kurzreise zwangsläufig nicht besonders weit schweifen wird, lohnt sich die überschaubare Investition von etwas mehr als 40 Euro für eine Strecke. Ab dem 1. Jänner 2008 müssen diese übrigens nicht einmal mehr in Lira umgerechnet werden, denn Malta führt mit dem Jahreswechsel ebenfalls die Gemeinschaftswährung ein.

Historische Piste

Der Start dieser Wasserflugzeuge ist zugleich auch Hafenrundfahrt, denn abheben dürfen die ausschließlich kanadischen Piloten immer erst ein knappes Stück außerhalb von Vallettas Grand Harbour. Für das noch kleinere Comino zwischen Malta und Gozo wird man auf einer Drei-Tage-Reise ohnehin keine Zeit haben; von oben hat man die Insel dann wenigstens für dreißig Sekunden vor dem Bullauge gehabt.

Wie auch immer man dann auf Gozo gelandet ist, hier kann eines der hartnäckigsten Vorurteile über die 315 Quadratkilometer Staat im Mittelmeer bestätigt werden: "Malta ist doch nur ein Steinhaufen." Jener "Haufen" von Ggantija, der überdies als Tempel sogar noch erkennbar bleibt, ist jedenfalls älter als Ägyptens Pyramiden. Und er wurde damals schon so vorteilhaft auf einem Hügel bei Xaghra positioniert, dass man ob des erweiterten Horizonts dieses Vorurteil gleich wieder fallen lassen muss: Grün ist es, so weit das Auge blickt – und das tut es praktisch über die gesamte Insel -, denn mit statistischen zwölf Regentagen im Jänner gibt's hier zur wohligen Winterwärme auch noch einen Frühlingsfrühstart.

Wer übrigens "typisch maltesisch" essen will, sollte das auch noch auf Gozo erledigen. Unterhalb der großen Zitadelle in der Hauptstadt Victoria verbergen die engen Gassen einige spanisch anmutende Bodegas mit mediterranem "Heurigenbuffet". Wenn man die Authentizität von Wurst, Käse und Oliven schon nicht Malta als Spezialität anrechnen will, hat man hier doch äußerst gut und preiswert gegessen. Diese Entscheidung ist jedenfalls jener vorzuziehen, Restaurants wie dem Ta' Marija in Mdina die Deutungshoheit für einen "typisch maltesischen" Abend zu überlassen. Es sei denn, man verdrückt gerne Durchschnittliches zu hohen Preisen und im Rahmen einer Folkloreveranstaltung.

Apropos typisch maltesisch: Einer der am besten zugänglichen Orte, wo die Insel nicht ganz sie selbst war, ist die Kulisse für den Popeye-Film, die seit den 1980ern wiederverwertet wird: als "Fun-Park", der im Winter täglich bis 16.30 Uhr geöffnet hat, keinen Eintritt verlangt und Autodrom-Abstinenzlern eine herrliche Lage an der fast spinatgrünen Lagune bietet.

Die einzige erkennbare Parallele zu Österreich betrifft den Umgang mit "strengem" Nichtrauchen in Malta. Bars, Restaurants und öffentliche Gebäude sind theoretisch bereits zur Gänze rauchfrei, Aschenbecher zum "Ausdämpfen" werden manchmal aber noch angeboten – und dann den ganzen Abend im Zwei-Minuten-Takt geleert.

Drei- oder viertägige Fluchtpläne aus dem zentraleuropä-ischen Winter kommen großen Veranstaltern wie Neckermann gut zupass. Gilt es doch, die klassische Pauschalreise zu individualisieren oder auf mehrere kurze Reisen im Jahr aufzuteilen. Die vorhandene Infrastruktur auf Malta ist dafür gut gerüstet – Fünf-Sterne-Häuser wie das Intercontinental mit eingewinterten Preisen gibt es jedenfalls genug. Wegen der noch nicht ganz so perfekt abgestimmten Flugzeiten sollte man aber ein Reisebüro aufsuchen. (Sascha Aumüller/Der STANDARD/Printausgabe/29./30.12.2007)