Pakistans schwere Krise hat neue Zweifel an der Sicherheit der Atomwaffen und der nuklearen Anlagen im Land geweckt. Der Atomstaat soll derzeit etwa 60 nukleare Sprengköpfe lagern und produziert Plutonium und waffenfähiges Uran. Präsident Pervez Musharraf hatte dabei in den vergangenen Wochen seine Kontrolle über das Atomarsenal verstärkt.

Per Gesetz erhielt die von Musharraf geleitete Nationale Kommandobehörde NCA mehr Befugnisse, um unter anderem auch die Tätigkeiten ehemaliger und derzeitiger Beschäftigter des Atomprogramms zu überwachen. Oppositionspolitiker hatten den Schritt kritisiert und als Versuch Musharrafs dargestellt, noch mehr Macht an sich zu reißen und dem Westen zu gefallen.

Geheimprogramm der USA

Während der zunehmenden innenpolitischen Proteste gegen Musharraf im Lauf dieses Jahres waren in den USA wieder Bedenken laut geworden, das Atomarsenal könnte bei einem Umsturz außer Kontrolle geraten. Dabei veröffentlichte die New York Times Informationen über ein geheimes technisches Hilfsprogramm der US-Regierung für Pakistan, das bald nach den Terroranschlägen von 9/11 arrangiert worden war. Samar Mubarakmand, Vorsitzender einer Nationalen Ingenieur- und Wissenschafterkommission in Pakistan, versuchte erst vor wenigen Tagen Befürchtungen zu zerstreuen, Pakistans Atomwaffen könnten in die Hände von Extremisten fallen. Niemand könne die Nuklearwaffen benutzen, da ihr Abschuss an ein "sehr komplexes technisches System" gebunden sei, "einen Code eingeschlossen", meinte Mubarakmand. (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.12.2007)