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Evonne Fay Goolagong (56), Nummer eins der Tenniswelt mit 31 Jahren Verspätung...

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Und mit der Siegestrophäe der Wimbledon-Siegerin 1971, nach ihrem Final-Erfolg über Margaret Court.

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"Leider war unser System in den frühen Tagen der Weltrangliste nicht perfekt." Bei seinem Eingeständnis wirkte Larry Scott, Tourchef der Women's Tennis Association (WTA), recht zerknirscht. Dabei konnte Scott nichts dafür, als damals, am 26. April 1976, der Computer irrte.

Die Australierin Evonne Goolagong hatte in Los Angeles ein Turnier gewonnen und hätte Chris Evert in der Weltrangliste bis 9. Mai auf Rang zwei verweisen müssen. Neue Berechnungen brachten es zutage, am Freitag bereinigte die WTA ihre Daten. Mit 31 Jahren Verspätung wird Goolagong nun als zweite Nummer eins im Damentennis geführt. Die Russin Maria Scharapowa ist aktuell also nicht mehr die 15., sondern die 16. Führende. Es wird ihr egal sein.

Den Australiern ist es nicht egal, sie freuen sich auch mit Verspätung. Goolagong (56) ist daheim ungemein populär, sie war die erste Aborigine-Frau, die es im Sport zu Ruhm und Ehre brachte - in einer Zeit notabene, in der Aborigines kaum Chancen hatten, etwas aus sich zu machen. Unzählige australische Kinder und Boote tragen ihren Namen.

Evonne wuchs in Barellan in Neusüdwales auf, sie war eines von acht Kindern des Schafscherers Kenny Goolagong und seiner Frau Linda, die dem Wiradjuri-Stamm angehören, dem "Stamm der drei Flüsse". Als sie einmal, im Alter von sieben Jahren, durch den Zaun des örtlichen Tennisklubs spähte, wurde sie von einem gewissen Bill Kurtzman erwischt. Doch Kurtzman jagte sie nicht davon, sondern lud sie auf die andere Zaunseite ein und ermunterte sie zum Tennisspiel. Er war ihr erster Förderer, Vic Edwards war der zweite, er holte sie, als sie 16 war, in seine Tennisschule nach Sydney. Das war 1967.

Vier Jahre später siegte Goolagong in Paris und Wimbledon. Sie holte insgesamt sieben Grand-Slam-Titel, allein ab 1974 viermal en suite die Australian Open. Nur ein US-Open-Titel blieb ihr versagt, viermal scheiterte sie im Finale. Als sie 1985 ihre Karriere beendete, hatte sie 43 Single- und neun Doppel-Titel gewonnen und exakt 1,399.431 Millionen US-Dollar verdient. Sie war Australierin des Jahres 1971, wurde als Member of the British Empire geehrt (1972).

Goolagong ist verheiratet und hat zwei Kinder, Tochter Kelly hatte sie schon, als sie 1980 zum zweiten Mal in Wimbledon siegte. Sie spielte schnell und mit Überblick, manchmal unkonzentriert. "Evonne going walkabout", hieß es dann in australi- schen Zeitungen. Nach ihrem Rücktritt lebte sie in Florida, 1991 kehrte sie mit Familie nach Australien (Noosa Heads / Queensland) sowie als Betreuerin und Fed-Cup-Kapitänin ins Tennis zurück.

Nur unter uns: Natürlich irrte damals, im April 1976, nicht der Computer (Computer irren nie), sondern ein Mensch, der vergessen hatte, Goolagongs Punkte korrekt einzugeben. (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 29.12. 2007)