Café Bar Labyrinth, Ottakringer Straße 80

Einen Fußmarsch weiter, im "Laby", ist schon mehr los. Dusan Stojanovic, der Gründer des Lokals und Vater des heutigen Chefs, hat das Beisl vor elf Jahren übernommen und den dahinter liegenden Lagerraum zum Tanzschuppen umgewandelt.

foto: paul sturm

Auch hier gibt es Livemusik: Kao Kao heißt die Band. Obwohl sich die Musiker große Mühe geben, tanzt niemand: dann wäre nämlich Vergnügungssteuer zu zahlen, erklärt Stojanovic.

foto: paul sturm

"Das ist halt so Yugo-Musik", erklärt uns Goran, ein Angestellter, der mit seinen Kollegen hier Betriebsweihnachten feiert. "Wenn ich besoffen bin, mag ich alles." Noch sei es nicht soweit. Goran trinkt Heineken, am Nebentisch stehen Corona-Flaschen. Wer Hartes mag, trinkt Jägermeister – kein Sliwowitz weit und breit.

foto: paul sturm

Es ist kurz nach Mitternacht. Sieben Gäste betreten den Raum. Sie sind beruflich hier: Polizeikontrolle. Es geht weder Lärmbelästigung, noch um Drogenhandel. "Personenkontrolle" lautet der Auftrag, alle Gäste im Vorderraum müssen ihre Ausweise abgeben. Zu dritt sitzen die BeamtInnen am Tisch, vor ihnen ein Berg aus rosa Papier, jeder hält ein Handy ans Ohr: "Ljubica Mesic, 23. 4. 1964*. Okay? Okay." Nächster Ausweis. Auch unsere Presseausweise werden kassiert. Fotos sind nicht erwünscht. "Aus Datenschutzgründen", wie es heißt. Auf dem Flatscreen über der Bar werden Cartoons geboten. Dick Cheney ist gerade dabei, George Bush zu vermöbeln.
*fingierter Name

foto: paul sturm

"Ich weiß auch nicht genau, warum wir hier sind", meint einer der Polizisten. Mit dem Lokal habe es bisher nie Probleme gegeben. Auch über die kontrollierten Gäste findet sich nichts im Register. "Möglich, dass es mit der Schengenöffnung zusammenhängt." Die Presseaussendung am nächsten Tag wird dem Beamten Recht geben: Der Einsatz von hundert Beamten in ganz Wien sollte unter anderem das "subjektive Sicherheitsgefühl" der Bevölkerung nach dem Wegfallen der Schengengrenze heben, heißt es. Ergebnis: Neun Festnahmen.

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Die Polizisten ziehen weiter. Bis drei Uhr früh werden sie unterwegs sein, um bestimmte Lokale zu filzen. Erst, nachdem wir klar gemacht haben, dass wir nicht zur Exekutive gehören, lockert sich die Stimmung etwas. Unsere TischnachbarInnen wollen unbedingt fotografiert werden, bevor sie in die nächste Bar aufbrechen. Das Publikum ist großteils Mitte 20 und unterhält sich auf Deutsch, die Stellenanzeige an der Eingangstür ist auch an ÖsterreicherInnen gerichtet. Darko bezweifelt, dass sich welche bewerben werden. (Fotos: Paul Sturm, Texte: Berthold Eder, Maria Sterkl, derStandard.at, 3.1.2007)

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