Café Chic, Hubergasse 10

Verdunkelte Fensterscheiben, verspiegelte Tür, rotes Licht: Von außen lässt das Lokal ums Eck vom Ottakringer Yppenplatz so einiges erahnen, nur nichts Seriöses. Das "Chic" ist das, was uns Begleiter Darko Miloradovic vom serbischen Verein Jedinstvo als eines mehrerer typisch "serbischer" Lokale im Wiener 16. Bezirk vorstellen möchte. Wir denken an Sliwowitz und Blasmusik und folgen ihm hinein.

foto: paul sturm

Als wir dem Barmann erklären, eine Tour durch die serbische Lokalszene zu machen, unterbricht er uns: "Das ist ein kroatisches Lokal, aber egal", sagt er, und erklärt uns, warum Limonade hier vor Hartgetränke geht: Die Gäste kämen weniger zum Trinken vorbei,...

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... als wegen der Hausband "Plajboj", oder zum Dart- und Billardspielen. Manche konsumierten auch mal gar nichts, wenn sie gegen Monatsende knapp bei Kasse sind.

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Bier gibt es nur aus Holland oder Mexiko, auch das Schnapsregal ist mit internationalen Marken gefüllt.

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Ganz hinten hat Lokalbesitzer Tone Maros eine Flasche Slivovica versteckt, den sein Vater gebrannt hat. "Der ist eher für spezielle Gäste" erzählt er, "unser Publikum bevorzugt Bourbon oder diverse Wodkamischungen." Maros, der seit 1990 in Österreich ist, hat als Bauarbeiter angefangen, 75 Schilling die Stunde brachte das damals. Seine Ersparnisse hat er daheim in Immobilien angelegt, bis das Kapital für ein eigenes Lokal reichte.

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Der groß gewachsene, hagere Drago (Name d. Red. bekannt) sitzt alleine am Tisch, er scheint auf etwas zu warten. "Wenn ich hier Freunde treffe, ist es gut. Wenn nicht, dann eben nicht", sagt er schulterzuckend. Er war an diesem Abend schon in mehreren Lokalen, in den umliegenden Gasthäusern zum Beispiel. "Aber da waren nur zwei, drei alte Männer."

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Hierher komme Dargo gerne Freitags, "da singen sie immer". Heute sei aber "nicht so viel los. Alle sind nach Hause gefahren." Der Bauarbeiter kommt aus Vinkovci - ein Ort nahe Vukovar, der von den kriegerischen Auseinandersetzungen Anfang der Neunziger Jahre besonders stark betroffen war. Ob das Chic ein serbisches Lokal sei? "Serbisch oder kroatisch, das ist egal. Hauptsache, die Musik ist schön."

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Obwohl jedes Wochenende Livemusik dargeboten wird, haben sich die Hausbewohner noch nie beschwert - Maros führt das auf die vorzügliche Schalldämmung des Lokals zurück, auf die er beim Umbau großen Wert legte. Zwei Securities sorgen dafür, dass die Eingangstür nicht offen bleibt und keine Gäste vor dem Lokal verweilen. Bis vier Uhr haben sie Dienst, dann wollen sie noch zur "Balkan de luxe"-Party in der Innenstadt. Dass heute "viel weniger los" ist als sonst,...

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,...erklärt Lokalmatador Darko mit der Jahreszeit. "Jetzt fahren viele Leute runter, in ihre "zweite Heimat", sagt Darko, der seit eineinhalb Jahren für interessierte LokalpolitikerInnen und UnternehmerInnen Rundgänge durch die blühende Lokalszene entlang der Ottakringer Straße organisiert. (Fotos: Paul Sturm, Texte: Berthold Eder, Maria Sterkl, derStandard.at, 3.1.2007)

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