Nach einer fast achtstündigen Debatte stimmten 220 Abgeordnete für den Text, 14 waren dagegen und drei enthielten sich. Die Resolution gilt als Kompromiss zwischen der Demokratischen Partei (DS) des pro-europäischen Präsidenten Boris Tadic und der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) des konservativen Ministerpräsidenten Vojislav Kostunica, die damit ein Auseinanderbrechen ihrer Koalition vor der Präsidentschaftswahl am 20. Jänner verhinderten. Die Wiederwahl Tadic' ist wegen der durch die Kosovo-Frage angeheizten nationalistischen Stimmung im Land gefährdet.
"Niemals akzeptieren"
"Serbien wird niemals einen unabhängigen Kosovo akzeptieren", sagte Tadic im Parlament. Kostunica bezeichnete einen unabhängigen Kosovo als "Marionettenstaat". Die USA würden ihn nur aus eigenen militärischen und Sicherheitsinteressen anerkennen. Er rief zu weiteren Verhandlungen auf und forderte einen "Kompromiss".
Das Parlament sprach sich in der Resolution auch gegen die geplante EU-Mission im Kosovo aus, die die europäischen Staats- und Regierungschefs am 14. Dezember in Brüssel beschlossen hatten. Außerdem wurde die Entscheidung über eine NATO-Mitgliedschaft des Landes auf unbestimmte Zeit verschoben. Bis zu einem möglichen Volksabstimmung zu dieser Frage müsse die "militärische Neutralität" Serbiens gewahrt werden.
Ausreichend Spielraum
Die Resolution lässt den pro-europäischen Kräften in Serbien dennoch ausreichend Spielraum, die Vertiefung der Beziehungen mit Brüssel fortzusetzen. "Unser Staat wird alles tun, dass das Kosovo Teil Serbiens und Serbien auf dem europäischen Weg bleibt", sagte Tadic im Parlament. Die nationalistische Serbische Radikale Partei (SRS) beklagte daher, dass der EU-Beitritt im Fall einer Unabhängigkeit des Kosovo nicht eindeutig ausgeschlossen worden sei. "Wir stimmen der Resolution zu, obwohl sie sehr vage ist", sagte die SRS-Abgeordnete Natascha Jovanic.
Der künftige EU-Ratsvorsitzende, Sloweniens Außenminister Dimitrij Rupel, kommentierte die Resolution gelassen. "Natürlich ist die Mitgliedschaft in der EU freiwillig und niemand zwingt einen dazu, Mitglied zu werden", sagte Rupel in einem Gespräch mit der slowenischen Nachrichtenagentur STA. Er denke aber, "dass sich Serbien keine Zukunft außerhalb der EU wünscht", zumal sich die Frage stelle, wie ein von EU-Mitgliedstaaten umgebener Staat langfristig außerhalb der EU überleben könne. Rupel bekräftigte die Position der EU, wonach es für die Lösung des Kosovo-Problems keinen besseren Plan gebe als jenen von UNO-Chefvermittler Martti Ahtisaari, der eine überwachte Unabhängigkeit der Provinz vorgeschlagen hatte.
UN-Verwaltung
Der Kosovo gehört völkerrechtlich zu Serbien. Seit den NATO-Luftangriffen gegen Jugoslawien im Jahr 1999 steht er unter UNO-Verwaltung. Die zu mehr als 90 Prozent von Albanern bewohnte Provinz will Ende Jänner oder Anfang Februar ihre Unabhängigkeit von Serbien erklären. Die USA und einige europäische Länder, darunter Österreich, dürften diesen Schritt anerkennen. Serbien stellt sich mit Unterstützung Russlands strikt gegen eine Unabhängigkeit. Anfang Dezember waren die mehr als zweijährigen Verhandlungen zwischen Kosovo-Albanern und Serben über den künftigen Status der Provinz gescheitert. Die Kosovo-Albaner hatten dabei immer weiter gehende Autonomieangebote Serbiens ausgeschlagen.