Wenige Tage vor den angekündigten unbefristeten Streiks bei der Deutschen Bahn ist offenbar Bewegung in die festgefahrenen Tarifverhandlungen gekommen. "Es geht vorwärts", sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag in Berlin. Die Atmosphäre sei gut, die Gespräche weiter konstruktiv. Die Gespräche waren am Donnerstag auf Arbeitsebene, also ohne den Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, und Konzernchef Hartmut Mehdorn fortgesetzt worden.

Hoffnung auf Einigung

Die Bahn hoffte auf eine Einigung am Freitag. Die Gewerkschaft hatte unbefristete Streiks im Personen- und Güterverkehr ab Montag angekündigt, wenn sich bis zu diesem Zeitpunkt kein Kompromiss abzeichnet.

Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen ist neben der Forderung der Gewerkschaft nach deutlich mehr Gehalt auch die nach einem eigenen Tarifvertrag, den die Bahn strikt ablehnt. Die Gespräche sollen nun klären, welche Punkte in einen Manteltarifvertrag bei der Bahn aufgenommen werden sollen und welche die GDL für alle Lokführer in einem separaten Tarifvertrag aushandeln darf.

Rücknahme der Streikpläne

Die GDL hat für den 7. Jänner Streiks angedroht. Sie hatte die Tarifverhandlungen am 19. Dezember abgebrochen und kritisiert, dass die Deutsche Bahn ihrer Forderung nach einem eigenständigen Tarifvertrag nicht nachkommen wolle. Die Gewerkschaft will Regelungen erreichen, die unabhängig von dem am 9. Juli geschlossenen Tarifvertrag der Gewerkschaften Transnet und GDBA wären. Ein Streitpunkt ist auch eine von Arbeitgeberseite geforderte Kooperationsvereinbarung der GDL mit den anderen Gewerkschaften, die die Tarifeinheit in dem Unternehmen sichern soll.

Wenn sich nun deutliche Chancen für einen Kompromiss ergeben, will die GDL ihre Streikpläne zurücknehmen. "Wir haben am 5. Januar eine Entscheidung zu treffen", sagte der stellvertretende GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwochabend. (APA)