Peking/Mailand - In China entsteht durch den Zusammenschluss zweier führender Hersteller ein neuer Autoriese: Der größte chinesische Autohersteller und VW-Partner SAIC rüstet sich mit der Übernahme des Rivalen und Fiat-Partners Nanjing für den internationalen Wettbewerb. Im Gegenzug steigt Fiat aus dem verlustreichen Pkw-Gemeinschaftsunternehmen mit der Nanjing Automobile Group aus und beschränkt seine Zusammenarbeit mit den Chinesen künftig auf Nutzfahrzeuge und Fahrzeugkomponenten.

Durch die Übernahme sichert sich SAIC auch die Werksanlagen von MG Rover in Großbritannien, die Nanjing im Jahr 2005 gekauft hatte. Sie sollen der SAIC Motor Corp als Sprungbrett für den europäischen Markt dienen, wie SAIC-Chef Chen Hong bei der Bekanntgabe der Fusion am Mittwoch sagte. NAC und SAIC hatten vor einigen Jahren beide Anteile am bankrotten britischen Autoherstellers Rover gekauft. SAIC hatte die Technologie für die beiden Rover-Modelle 25 und 75 erworben und auf deren Grundlage eine Limousine entwickelt. Bei den Werken hatte sich jedoch Nanjing durchgesetzt.

SAIC (Shanghai Automotive Industry Corp) zahlt nun nach Angaben der Unternehmen knapp 2,1 Milliarden Yuan (199 Mio. Euro) für die Übernahme. Die Nanjing-Muttergesellschaft Yuejin erhält zudem einen 4,9-prozentigen Anteil oder 320 Millionen Aktien von SAIC, die an der Börse von Shanghai gelistet ist.

Globaler Wettbewerb

Nach achtmonatigen Verhandlungen hatten sich die beiden Seiten auf einen Vertrag geeinigt. "Angesichts des globalen Wettbewerbs müssen wir den Weg der Übernahmen und Konsolidierungen gehen", sagte SAIC-Chairman Hu Maoyuan. Laut "Shanghai Daily" ist dies der größte Zusammenschluss in der chinesischen Autoindustrie seit mehr als 20 Jahren. Nach Experten-Schätzungen könnte der neue Konzern bis 2010 einem Absatz von zwei Millionen Autos schaffen.

Die chinesische Regierung unterstützt die Konsolidierung im weltweit zweitgrößten Automarkt, in dem sich mehr als 100 Unternehmen tummeln. Branchenprimus SAIC hatte in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 1,25 Millionen Fahrzeuge verkauft. Die ungleich kleinere Nanjing brachte es auf gut 79.000 Einheiten. Zu den Schwergewichten zählen Volkswagen und der US-Konzern General Motors, deren Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC einen Marktanteil von insgesamt 14 Prozent halten. Das von VW und SAIC gemeinsam betriebene Werk in Shanghai ist eines der größten des deutschen Konzerns.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Fusion der beiden chinesischen Unternehmen teilte der italienische Autohersteller Fiat mit, er habe seinen 50-prozentigen Anteil an dem mit Nanjing betriebenen Pkw-Joint-Venture an den chinesischen Partner verkauft. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Fiat hatte bereits vor einiger Zeit die Sorge geäußert, Nanjing könne mit der Marke MG den Interessen des Gemeinschaftsunternehmens schaden. Die Zusammenarbeit in den übrigen Geschäftsfeldern solle jedoch fortgesetzt werden, betonte Fiat in einer Mitteilung. (APA/Reuters/dpa)