Edmund und Elna Schärf-Trauner: Die Liebe erwischte sie in Österreich, die Geschäftsideen in Down Under.

Foto: Pia Bauer
Castlemaine/Wien - "Kreativ arbeiten und leben wollte ich als Kind schon", erzählt Elna Trauner, in Wien geborene Piaristenabsolventin, Japanalogiestudentin und heute Chefin einer Kaffeerösterei mit angeschlossenem Coffeeshop in Castlemaine in Australien.

"Es hat 'zoom' gemacht"

In den 80er-Jahren, mit 25 Jahren, entdeckte sie ihr Interesse am Gastgewerbe. Ihre musische Ader lebte sie als Backgroundsängerin von Rock-'n'-Roll-Bands aus, das Faible für asatische Ästhetik in Raum- und Eventgestaltungen. 1989 trat Edmund Schärf in ihr Leben - geboren in Baden bei Wien, mit fünf Jahren nach Australien emigriert - und auf Urlaub in Wien. "Es hat 'zoom' gemacht", erinnert sich Elna Trauner, ein halbes Jahr später löste sie ihren Haushalt auf und flog zu ihrer großen Liebe nach Melbourne.

Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte "Made in Austria - based in Australia": Die beiden heirateten in Wien, danach begann Elna in Melbourne Designs für Kunstkarten und Briefpapier-Sets zu entwerfen. Die auf handgeschöpftem Papier handgedruckten Naturmotive mit fernöstlichem Touch entwickelten sich zu beliebten Präsenten. "Elna Trauner Designs" wurde gegründet. "In den stärksten Zeiten druckten wir von Hand bis zu 10.000 Stück, es war kaum mehr zu schaffen", sagt die Wienerin, deren Kunstkarten im Museum of Modern Arts in New York zu sehen waren.

Guglhupf, Apfelstrudel, Würstel

Die Geburt von Töchterchen Noa 1996 führte zu einem Umzug in die 10.000-Seelen-Stadt Castlemaine, 1999 kam Lina zur Welt. "2001 war das Geburtsjahr meines Sohnes Dorian und einer neuen Geschäftsidee: Edmund und ich wollten die Wiener Kaffeehauskultur nach Australien bringen." Inspiriert vom Alten Wiener AKH sowie von Roman Schärf und Kathrin Hoenig, die in Österreich selbst eine Kaffeerösterei betrieben, begab sich das Paar auf die Suche und wurde in einem alten Krankenhaus in Castlemaine fündig: "Der Heizraum war wie gemacht für eine Rösterei, nebenan wurde ein günstiges Lokal angeboten."

Edmund ging zu seinen Verwandten nach Österreich, um das Kaffeerösten zu lernen. Währenddessen entwickelte sie Logo und Verpackungen für das Label "Coffee Basics". "Wir sind eine Kaffee-Boutique, es gibt Kaffeebücher, Kaffeeschmuck, Kaffeegeschirr und im Lokal Guglhupf, Apfelstrudel, Würstel. Damit haben wir eine hochwertige Nische besetzt."

Coffee Basics beschäftigt derzeit vier Mitarbeiter, Edmund röstet und liefert aus. "Größer möchten wir nicht werden - unser Anliegen ist die Qualität - und die Familie". Bei Bällen der Oper von Sydney oder anlässlich des lokalen Mozartballs lieferte Elna Kaffeebohnenbilder und -skulpturen. "Ich lebe gern hier, aber ich war noch nie so rot-weiß-rot wie heute", sagt die Exil-Wienerin. "Die Doppel-Staatsbürgerschaft wäre schön, sie wird aber scheinbar ohne Sonderstatus nicht bewilligt." (Pia Alexandra Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25./26.12.2007)