Auf Bahnreisende in Deutschland rollt im neuen Jahr eine neue Streikwelle zu: Vom 7. Jänner an sollen erneut die Züge im Fern-, Nah- und Güterverkehr still stehen. "Wir werden den Arbeitskampf solange führen, bis sich nach unserem Verständnis ein vernünftiges Ergebnis zeitigt", betonte der Vorstandsvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, am Donnerstag in Frankfurt. Der Arbeitskampf solle auch während neuer Verhandlungen nicht unterbrochen werden. Wie lange der Ausstand dauern werde, habe allein das Management in der Hand, sagte Schell.

Am Tag zuvor hatte die GDL die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn überraschend ergebnislos abgebrochen. Schell erklärte die Verhandlungen für gescheitert. Der Konzern sei hinter bisherige Zusagen zurückgefallen und habe sich keinen Millimeter bewegt. Die Deutsche Bahn bot laut GDL bisher 6,5 Prozent mehr Geld an, die GDL forderte zuletzt Einkommenszuwächse von mindestens zehn Prozent. Über Arbeitszeit wurde laut Schell noch überhaupt nicht verhandelt. "Es liegt alles auf dem Tisch, aber alles ist für uns unannehmbar", sagte der Gewerkschafter.

Keine Niederlegung heuer

In diesem Jahr werde es wegen des erhöhten Reiseverkehrs an den Feiertagen keinen Arbeitskampf mehr geben. Wer in Deutschland Weihnachten und Silvester Bahn fahre, brauche sich keine Sorgen zu machen.

Die GDL bestehe auf einem eigenständigen Tarifvertrag. Davon habe sich die Bahn aber schon nach wenigen Verhandlungen verabschiedet, sagte Schell.

In Sachen Tarifvertrag

Umstritten ist unter anderem, welche Lokführer unter einen Tarifvertrag fallen sollen, den die GDL aushandelt. Es gebe 25 bis 27 Punkte, in denen noch Dissens herrsche. Deshalb hätte nach Anschicht von Schell ein Spitzengespräch am Mittwochabend, an dem auch die anderen deutschen Bahn-Gewerkschaften GDBA und Transnet teilnehmen sollten, keinen Sinn mehr gemacht. In diesem Stadium sei die GDL auch nicht bereit, eine Kooperationsvereinbarung mit den anderen Gewerkschaften zu unterschreiben.

In dem seit Monaten festgefahrenen Konflikt hatten sich die Deutsche Bahn und die GDL erst vor gut zwei Wochen, am 4. Dezember, nach zähem Ringen und tagelangen Streiks auf die Fortsetzung von Tarifverhandlungen verständigt.

Deutsche Bahn zieht Tarifangebot zurück

Die Deutsche Bahn hat unterdessen als Reaktion auf den Abbruch der Tarifverhandlungen für die Lokführer durch die Gewerkschaft GDL alle Angebote für Tariferhöhungen wieder einkassiert. Der Konzernvorstand sehe sich "gezwungen, alle bisher gemachten Angebote und Zugeständnisse zurückzuziehen", sagte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale am Donnerstag in Berlin. Die Deutsche Bahn fordere die GDL auf, nun unverzüglich in ein geordnetes Schlichtungsverfahren einzutreten, an dem sich alle Gewerkschaften beteiligen sollten. Die GDL hatte zuvor erneute deutschlandweite Streiks ab dem 7. Jänner angekündigt. (APA/dpa)