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Die Konjunktur wird 2008 deutlich weniger stark sein als im zu Ende gehenden Jahr.

Foto: AP/Probst

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Grafik: APA
Die Wirtschaftsforscher haben ihre Wachstumserwartungen für das kommende Jahr merklich auf 2,2 (Wifo) bzw. 2,4 Prozent (IHS) abgeschwächt, aber betont, dass es sich sich dabei ihrer Meinung nach um ein Zwischentief handelt: "2,2 Prozent sind ein im längeren Vergleich leicht unterdurchschnittliches Wachstum, nach zwei Jahren eines stark überdurchschnittlichen Wachstums", sagte Wifo-Chef Karl Aiginger heute bei der Vorstellung der Prognose. In der Winterprognose haben Wirtschaftsforschungsinstitut und Institut für Höhere Studien das für 2008 erwartete reale BIP-Wachstum um jeweils 0,2 Prozent abgeschwächt.

Stärkstes Jahr seit langem

Für das laufende Jahr sieht das Wifo mit einem Plus von 3,4 Prozent die stärkste Konjunktur seit langem. Nach einer Welle von Preissteigerungen in den vergangenen Monaten wurden die Inflationserwartungen für das kommende Jahr deutlich auf 2,6 (IHS: 2,4) Prozent erhöht. "Wir rechnen damit, in den nächsten Monaten einen 'Dreier' vor dem Komma zu sehen", sagte Aiginger in Anspielung auf den monatlich veröffentlichten Verbraucherpreisindex (VPI).

Gegen Ende 2008 sollen sie Zeichen freilich wieder auf Entspannung stehen. Für 2009 sieht das Wifo einen Rückgang der Geldentwertung auf das heurige Niveau von rund 2 Prozent, das IHS geht sogar von einer deutlich niedrigeren Zahl (1,6 Prozent) aus.

Zinserhöhung erwartet

Das IHS rechnet mit einer Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr. "Sollten die hohen Inflationsraten bis über die Jahresmitte 2008 anhalten, besteht die Gefahr, dass es über die Lohnrunden zu einem stärkeren Druck auf die Preise kommt", sagte IHS-Experte Ulrich Schuh, der diesmal für seinen erkrankten Chef Bernhard Felderer die Prognose präsentierte.

Im übernächsten Jahr sieht das Wifo einen weiteren leichten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 2,0 Prozent, das wesentlich optimistischere Institut für Höhere Studien geht gar von einem Wachstum von 2,5 Prozent aus.

Wifo und IHS mahnten die Politik , die noch relativ gute Konjunkturlage des nächsten Jahres für verstärkte Reformanstrengungen Anstrengungen zu nutzen. "Die Konjunkturdividende muss stärker genutzt werden, um sie für die Steuerreform, aber auch andere Reformen nutzen zu können", appellierte Aiginger.

US-Krise wirkt auf Konjunkturrisken

Österreich wird nach der nun vorgelegten Prognose dennoch weiter stärker wachsen, als die Wirtschaft in der Eurozone. Die Konjunkturrisken sind nach Meinung der Wirtschaftsforscher aber durch die US-Immobilienkrise, die daraus erwachsene Finanzkrise, den niedrigen Dollarkurs und den hohen Ölpreis gewachsen.

Beide Institute gehen von einer teilweisen Entkoppelung der weltwirtschaftlichen Konjunktur von den USA aus. Ein großer Teil des internationalen Wachstums des vergangenen Jahres sei aus China und Indien gekommen, unterstrich Aiginger: "Früher gab es nur eine Lokomotive, die USA, jetzt sind es vier oder fünf Lokomotiven." Die "chinesische und indische Wirtschaft ist weitestgehend immun gegen Entwicklungen in anderen Regionen", erklärte Schuh.

Das IHS ist aber auch im Hinblick auf die US-Konjunktur wesentlich optimistischer und rechnet für nächstes Jahr mit einem Wachstum von 2,25 Prozent. "Ohne das Gegensteuern der Wirtschaftspolitik bei den Zinsen und ohne Hilfe für die Hausbesitzer würde die USA in eine Rezession schlittern", meinte Aiginger.

Inflation frisst hohe Lohnabschlüsse auf

Eines der Details der am Donnerstag vorgelegten Winterprognose betrifft das für das nächste Jahr zu erwartende Wachstum der Reallöhne. Nach der Berechnung des Wifo-Experten Alois Guger wird 2008 der Reallohn (netto und pro Kopf) um lediglich 0,3 Prozent wachsen - trotz der als oft zu hoch empfundenen Lohnabschlüsse der vergangenen Wochen (siehe dazu auch Inflation zehrt Lohnsteigerung auf).

Zum Zeitpunkt der Lohnabschlüsse seien die erhöhten Inflationsraten eben noch nicht bekannt gewesen, meinte Aiginger dazu. Und aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe seien die Abschlüsse auch durchaus üppig gewesen. Der Hauptteil der neu gewonnenen Kaufkraft wird durch die Inflation, ein weiterer Teil durch höhere Abgaben wieder aufgefressen.

Konsum bleibt verhalten

Gegenüber der Herbstprognose am stärksten nach unten korrigiert haben die Wirtschaftsforscher ihre Erwartungen für die Investitionen, vor allem in Maschinen. Beide Institute sehen nun die Ausrüstungsinvestitionen jetzt nur rund halb so stark wachsen als bisher angenommen. Auch das heuer noch starke Beschäftigungswachstum wird sich nach Meinung der Wirtschaftsforscher mehr halbieren. Die Arbeitslosenquote soll dagegen konstant bei etwa 4,2 (4,3) Prozent (nach EU-Definition) bleiben.

Der Inlandskonsum hat 2007 die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hat, und auch 2008 soll es mit einem Wachstum von 1,9 (1,8) Prozent nicht besser werden. Hauptgrund laut Wifo: "Schwaches Wachstum der Einkommen bremst die Konsumentwicklung." Denn trotz zuletzt vereinbarter guter Lohnabschlüsse zwischen drei und vier Prozent würden die Netto-Reallöhne pro Kopf um lediglich magere 0,3 Prozent zulegen, glaubt das Wifo. Der Preisauftrieb sei der Hauptschuldige an dieser Entwicklung.

Den Realitäten der letzten Monate angepasst wurde der Ölpreis, den die Forscher im kommenden Jahr nun bei durchschnittlich 85 Dollar sehen, nachdem sie vor drei Monaten noch von 69 (67) Dollar pro Fass ausgegangen waren. Auch den Eurokurs mussten sie deutlich auf durchschnittlich 1,52 (1,42) Dollar anheben.

Zuversicht beim Staatshaushalt

Für das heute erstmals prognostizierte Folgejahr 2009 geht die Modellrechnung des Wifo von einer weiteren Abschwächung des Wachstumstempos auf 2 Prozent aus. Das optimistischere IHS glaubt mit einer Voraussage von einem realen Plus von 2,5 Prozent, so dass die Konjunktur in etwa auf der Höhe ihrer Prognose 2008 bleiben würde.

Wesentlich zuversichtlicher als das Wifo sieht das Institut für Höhere Studien auch die Entwicklung des Staatshaushaltes. Während das Wifo für 2009, das Jahr vor der Steuerreform immerhin an ein Maastricht-Defizit von 0,6 Prozent veranschlagt, geht das IHS von einer Lücke von lediglich 0,2 Prozent aus. Die Regierung selbst rechnet für 2009 mit einem Maastricht-Defizit von 0,2 und für 2010 mit einem Überschuss von 0,4 Prozent. (APA)