Ernst Vejdovszky (li.) und - neu hinzugekommen - Friedrich Wachernig: "Wir gehen davon aus, dass in Zukunft nur die großen Immobilien-AGs Bestand haben werden."

Foto: s Immo AG
Um den Jahreswechsel flattert der jährliche Wertpapierdepot-Auszug ins Haus. Bei den Immobilienaktionären wird es einmal mehr lange Gesichter geben. Und doch liegt alles im Rahmen des Normalen, sagen Vejdovszky und Wachernig im Gespräch mit Gerhard Rodler.

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STANDARD: Können die Immobilienaktienkurse noch weiter fallen?

Ernst Vejdovszky: Offen gestanden, erwarte ich mir eine Trendwende nicht vor dem Frühjahr 2008. Erst wenn die Bilanzen der Banken vorliegen, könnte sich die aktuelle Finanzkrise wieder beruhigen - vorausgesetzt natürlich, dass die Bilanzen gut sind.

STANDARD: Eine Conclusio zum Jahresende: Was sind die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen dieser Finanzmarktkrise?

Vejdovszky: Die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt sind natürlich beträchtlich. Es war ganz einfach zu viel Geld auf dem Markt, daher wurde praktisch alles gekauft. Die erzielbaren Preise waren bereits jenseits von Gut und Böse. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sich die Situation allmählich wieder normalisiert.

STANDARD: Wie außergewöhnlich ist so eine Situation, wenn man sie im Kontext mehrerer Jahre betrachtet?

Friedrich Wachernig: An sich sind das völlig normale Immobilienzyklen. Es gibt Jahre, wo Nachfrage und Preise stark steigen. Und dann gibt es Jahre, in denen es kurzfristig eine mehr oder weniger deutliche Preiskorrektur gibt.

STANDARD: Warum wird das so wenig thematisiert? Bis heute ist das in der Öffentlichkeit kein Thema. Nach einem halben Jahr sprechen immer noch alle von der großen Katastrophe.

Vejdovszky: Weil im Unterschied zu früher die Immobilien stärker im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen. Das hat mit der breiten Streuung von Immobilienaktien zu tun. Ich denke, dass das vorerst so bleiben wird. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jetzt alle Investoren ihre Aktien auf einmal verkaufen - noch dazu mit diesen Kursverlusten.

STANDARD: Welche konkreten Auswirkungen wird die Finanzmarktkrise auf das Anlageverhalten der Investoren und Privaten also haben?

Vejdovszky: Man darf nicht vergessen, dass die Immobilien, die hinter den Kursen der Aktiengesellschaften stehen, ja nicht mit einem Mal weniger wert sind. Im Gegenteil: Langfristig werden diese Aktien wieder an Wert steigen, schon allein deshalb, weil in den nächsten Jahren aufgrund der Krise am Finanzierungsmarkt weniger gebaut werden wird. Die Bilanzen der meisten österreichischen Immobiliengesellschaften beweisen das auch: Das dritte Quartal ist bei fast allen hervorragend gelaufen. Rein von den Geschäftszahlen her ist die Welt für die Immo-AGs also in Ordnung.

STANDARD: Das klingt sehr optimistisch!

Vejdovszky: Ich gehe davon aus, dass in den nächsten drei Jahren nur die großen Immobilien-AGs Bestand haben werden.

STANDARD: Viele Immobilien-AGs starten mit eigenen Entwicklungsaktivitäten. Täuscht man damit nicht die Anleger?

Wachernig: Auf den attraktiven und renditestarken Märkten - und das ist im Wesentlichen nach wie vor der CEE-Raum - gibt es keine guten Objekte zu vernünftigen Konditionen mehr zu kaufen. Daher müssen wir selber in die Entwicklung gehen. Wir betreiben dabei nur Projekte mit sehr hohen Gewinnen bei sehr niedrigem Risiko. Und das sind durchaus konservative Immobilienentwicklungen.

STANDARD: Wie groß ist der Anteil an Immobilienentwicklungen in Relation zu Ihrem Gesamtportfolio?

Wachernig: Derzeit fließen zirka zehn Prozent unseres Kapitals in die Entwicklung von Immobilien. Rund zehn Prozent der Objekte werden pro Jahr gewinnbringend wiederverkauft. "Buy and hold" war immer schon nur ein Teil der Veranlagungsstrategie. Daran hat sich auch in mageren Jahren nichts geändert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.12.2007)