Wien – Der Fachverband der Maschinen & Metallwaren Industrie (FMMI) und Orgalime, der europäische Dachverband für ingenieurstechnische Industrien, wehren sich gegen das von der EU-Kommission eingeleitete Anti-Dumping-Verfahren gegen den Import feuerveredelter Bleche aus China. "Die EU will ein Exempel statuieren, aber Stahl ist ein schlechtes Thema dafür", so Andreas Möhlenkamp, der Vorsitzende der Orgalime-Metallwarengruppe.

Denn: Nach Ansicht der Verarbeiter handelt es sich bei den beanstandeten Importen nicht um Dumping. Die günstigeren Preise seien auf niedrigere Rohstoff-, Arbeits- und Energiekosten zurückzuführen. Und China belege Stahlexporte bereits mit einem Ausfuhrzoll von 15 Prozent, die Exportpreise lägen damit klar über den chinesischen Inlandspreisen.

Damit sei auch offensichtlich, dass China bereits jetzt "eine klare Downstream-Strategie" verfolge, also eher den Export verarbeiteter Produkte forcieren wolle. Dieser Trend könnte durch EU-Strafzölle noch verstärkt werden. Und das fürchten die Verarbeiter. "Wir stehen jetzt schon mit den Füßen im Feuer des internationalen Wettbewerbs, jetzt soll uns die Kommission nicht auch noch Knüppel zwischen die Beine werfen", meint daher Möllenkamp. Immerhin gehe es bei der verarbeitenden Industrie um rund sieben Millionen Arbeitsplätze in Europa. In der europäischen Stahlindustrie seien etwa 300.000 Menschen beschäftigt.

Zu Zeiten, in denen die europäische Stahlindustrie das weltweit höchste Preisniveau ausweise und Rekordgewinne einfahre, könne man nicht von einer drohenden Schädigung der europäischen Stahlindustrie ausgehen, meint Möllenkamp: "Es geht mehr um Gewinnmaximierung als um Anti-Dumping."

Die Materialkostentangente mache bei den Verarbeitern bis zu 60 Prozent aus und sei daher ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor, die Kunden – wie z.B. die Autoindustrie – würden höhere Preise nicht akzeptieren. Man wolle daher auf den chinesischen Stahl nicht verzichten, so Möllenkamp. (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12.2007)