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Delegierte des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) jubelten am Dienstag nachdem der bisherige Vize-Vorsitzende Jacob Zuma zum neuen Parteichef gewählt wurde. Zuma ist in Südafrika der größte Rivale von Präsident Thabo Mbeki.

Foto: EPA/Hrusa
Am Dienstag wurde Jacob Zuma zum neuen Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gewählt. Die südafrikanische Partei ist tief gespalten. Die Mittelklasse steht hinter Präsident Thabo Mbeki, andere sehen im ANC noch immer eine Befreiungsbewegung.

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Der neue Parteichef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) erfüllt, was sich seine jubelnden Anhänger wünschten: Jacob Zuma kann die Politik in Südafrika bestimmen und sein Gegenkandidat, Staatschef Thabo Mbeki, hat kein Amt mehr in der Partei. Genau darin liegt die Herausforderung des Wahlergebnisses, denn beide Zentren der Macht müssen nun versuchen, ihre Politik auf eine Linie zu bringen – ein schwieriges Unterfangen angesichts der Rivalitäten. Am Dienstag bekam Mbeki 1505 Stimmen beim Parteikongress, Jacob Zuma 2329.

Eine neue Ära der Politik in Südafrika ist eingeleitet. Erzbischof Desmond Tutu verglich sie mit einer „zweiköpfigen Hydra“. Tatsächlich stellt sich die Frage, inwieweit die Partei Thabo Mbeki kontrollieren kann und ob es Zuma gelingt, die Partei zu vereinen. „Spaltungen und Differenzen werden anhalten“, sagt Adam Habib, Professor an der Universität Johannesburg. Denn die Teilung deute auf ein tiefergehendes Problem hin: Der ANC definiere sich immer noch als Befreiungsbewegung, nicht als politische Partei. Die Organisation toleriert nur ungern Kritik und andere Meinungen.

Thabo Mbekis Amtszeit als Präsident endet 2009. Die Rebellion gegen ihn, seine Politik und seinen Führungsstil hat Zuma zum Sieg verholfen. Er hat gute Aussichten, in zwei Jahren Präsident zu werden.

Zur Spaltung des ANC kommt eine weitere Unsicherheit hinzu: Der 65-jährige Zuma könnte ins Gefängnis gehen, wenn die Korruptionsvorwürfe gegen ihn – es geht um ein Waffengeschäft – zur Anklage führen. Selbst Kgalema Mothlanthe, bisheriger Generalsekretär des ANC und neugewählter Vize von Zuma, äußerte Besorgnis: „Zuma ist bereits durch die Strafverfolgung in Bedrängnis geraten. Nun wollen die Behörden ihn zum zweiten Mal beißen.“ Kommt Zuma vor Gericht, könnte Mothlanthe als Spitzenkandidat aufsteigen.

Reaktionäre Ansichten

Viele Vertreter der aufsteigenden Mittelklasse bevorzugen Thabo Mbekis kühlen Stil und begrüßen, dass er die Wirtschaft und das Image Südafrikas stabilisierte, aber auch Verbesserungen im Lebensstandard vieler Südafrikaner eingeleitet hat. Die Oppositionsführerin Helen Zille von der Demokratischen Allianz (DA) bezeichnete es als tragisch, dass der ANC nicht mit anderen Kandidaten als Zuma und Mbeki aufwarten konnte. Zumas Ansichten über Frauen und Homosexuelle seien reaktionär, seine Unterstützer hätten schlechte Manieren und seine Berater seien dubios.

Demokratisierung

Zuma aber hat die ärmeren Bevölkerungsgruppen hinter sich gebracht. „Sie werden enttäuscht werden“, meint Analyst William Gumede. „Aber das kann ein Katalysator für überfällige Friktionen im ANC sein, die im Sinne einer Demokratisierung sind.“ Für den ANC geht es darum, ein moderneres Parteisystem als den Kadergehorsam zu akzeptieren.

Zuma will mehr für Erziehung, Gesundheit und Arbeitsplätze tun und Gewaltraten verringern. Es kommt darauf an, mit welchen Beratern er sich umgeben wird. Die fünf verbleibenden Positionen im Führungskomitee des ANC sind jedenfalls bei den Wahlen mit Zumas Verbündeten besetzt worden. Unter ihnen ist allerdings niemand mit den Fähigkeiten Thabo Mbekis, der bei Wirtschaftsbossen und Investoren geschätzt sind. (Martina Schwikowski aus Johannesburg/DER STANDARD, Printausgabe, 20.12.2007)