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Bereits vor Wintereinbruch verlegte die kurdische Regionalregierung hunderte Peschmerga-Kämpfer an die türkische Grenze (Archivbild vom 24. Oktober).

Foto: AP /Yahya Ahmed
Bagdad/Erbil/London - Irakische Kurden haben am Mittwoch den Druck auf die USA erhöht, im Konflikt zwischen der Türkei und dem Irak um Militäreinsätze gegen Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu vermitteln. Einen Tag nach der türkischen Militäraktion im nordirakischen Grenzgebiet gegen Kurden-Rebellen erklärte ein Sprecher der irakisch-kurdischen Peschmerga, seine Miliz werde die Zivilbevölkerung gegen Übergriffe sowohl türkischer Soldaten als auch der PKK verteidigen.

"Wir sind nicht Teil des militärischen Disputs zwischen der Türkei und der PKK", betonte Peschmerga-Sprecher Jabar Jawar. "Wenn es irgendwelche Verstöße türkischer Soldaten gegen sichere zivile Dörfer gibt, werden die Peschmerga ihre Aufgabe erfüllen und ihre Bürger verteidigen."

Barzani will Condoleezza Rice nicht treffen

Die grenzüberschreitenden Operationen der türkischen Armee haben zu einem deutlichen Zerwürfnis zwischen der nordirakischen Kurden-Führung und den USA geführt. Aus Protest gegen die Unterstützung des NATO-Partners Türkei durch die USA sagte der Chef der kurdischen Autonomieverwaltung im Nordirak, Massud Barzani, am Dienstag ein Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice in Kirkuk ab.

Der türkische Generalstabschef Yasar Büyükanit hatte nach den türkischen Luftangriffen vom Wochenende von einem stillen Einverständnis Washingtons gesprochen. Laut Medien gibt Washington Unterstützung mit Geheimdienstinformationen. Die Türkei hat an der Grenze zu dem Nachbarland rund 100.000 Soldaten zusammengezogen. Auf einer Pressekonferenz in Bagdad hatte sich Rice geweigert, die türkischen Militäraktionen direkt zu kommentieren. Sie sagte lediglich, der Irak und die USA hätten ein gemeinsames Interesse, die von der PKK ausgehende Destabilisierungsgefahr zu stoppen.

Das britische Forschungsinstituts Chatham House warnte vor einem vergeblichen Kampf gegen die PKK. "Die Türkei kann die PKK wahrscheinlich nie besiegen, und alle Aktionen jenseits der Grenze sind wahrscheinlich zwecklos", hieß es in einer am Mittwoch in London veröffentlichten Studie des Instituts. Die Kämpfer der PKK seien sehr motiviert und genössen in der Region die Unterstützung der Bevölkerung. Zudem könnten sie sich in dem unwegsamen Grenzgebiet verschanzen.

Chatham House warnte auch davor, dass nach einer Zurückdrängung der kurdischen Rebellen islamistische Kämpfer in die irakisch-türkische Grenzregion einrücken könnten. Von der irakischen Regierung ist der Studie zufolge wenig Unterstützung für die türkischen Operationen zu erwarten, da diese sich wegen des militärischen Risikos davor scheue, auf ihrem Gebiet gegen kurdische Rebellen vorzugehen. (APA/AP/dpa/Reuters)