Warschau - Polnische Soldaten sollen ohne direkte Bedrohung
ein afghanisches Dorf beschossen und dabei sechs Frauen und Kinder
getötet haben. Dieser Vorwurf sorgt in Polen noch immer für
Diskussionen. "Das Kontingent in Afghanistan wird von dem
Befehlshaber der Internationalen Streitkräften
befehligt. Es ist möglich, dass er den Befehl gab, ein afghanisches
Dorf zu beschießen. Er sollte deshalb verhört werden", sagte der
polnische Verteidigungsminister Bogdan Klich am Dienstagabend im
Fernsehsender TVN24.
Ehefrauen der Soldaten im TV
Dass der Befehl von einem amerikanischen Befehlshaber ausgegeben
sein könnte, darauf wiesen in einem Fernsehprogramm am Sonntag
Ehefrauen der polnischen Soldaten hin, die im August ohne direkte
Bedrohung ein ostafghanisches Dorf beschossen und dabei sechs
Zivilisten getötet haben sollen.
Karol Frankowski aus der Obersten Militäranwaltschaft in Poznan
(Posen), der die Ermittlung beaufsichtigt, sagte, dass alle verhört
werden, die etwas über die Angelegenheit wissen - auch Oberst Martin
Schnitzer, der amerikanische Befehlshaber der 4. Kampfgruppe in
Afghanistan. Er betonte aber, dass es derzeit noch keinen offiziellen
Antrag für ein Verhör des US-Offiziers gebe. Verteidigungsminister
Klich wies darauf hin, dass das Verhör "ein gewisses internationales
Problem" sei.
Den polnischen Soldaten, die seit drei Wochen im Haft sind, wird
vorgeworfen, mit ihrem Vorgehen am 16. August 2007 die Haager und die
Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten im Krieg verletzt zu
haben. Sechs von ihnen drohen wegen Tötung der Zivilisten, darunter
auch Frauen und Kinder, lebenslange Haftstrafen, dem siebenten
Beschuldigten 25 Jahre Gefängnis. (APA)