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Foto: AP/Wagner
Paris - EADS will die drei deutschen Airbus-Werke Augsburg, Nordenham und Varel an den Bremer Bieter OHB/MT Aerospace verkaufen. Der EADS-Verwaltungsrat habe MT Aerospace auf seiner Sitzung in Amsterdam als bevorzugten Bieter ausgewählt, gab der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Mittwoch bekannt.

Damit setzte sich der deutsche Interessent überraschend gegen den US-Zulieferer Spirit Aero Systems durch, der als klarer Wunschkandidat von Airbus-Chef Thomas Enders galt. Laut Medienberichten hatte sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, Augsburg, Nordenham und Varel in deutscher Hand zu lassen.

EADS trennt sich insgesamt von sechs Werken mit 9.400 Mitarbeiten. Für die französischen Standorte Méaulte und St. Nazaire Ville werde mit Latécoère aus Toulouse weiterverhandelt. Das britische Unternehmen GKN sei bevorzugter Bieter für Teile des Werks in Filton, teilte EADS mit. Bedeutende Fortschritte in den abschließenden Verkaufsverhandlungen werden im ersten Quartal 2008 erwartet, im Sommer sollen die Transaktionen abgeschlossen sein und die Werke übergeben werden.

"Substanzielle Minderheitsbeteiligung"

An den Standorten in Deutschland und Frankreich wird Airbus drei Jahre lang eine "substanzielle Minderheitsbeteiligung" halten. Danach könne sich der Flugzeugbauer aus den Joint Ventures vollständig zurückziehen, hieß es in der Erklärung. Dadurch könne Airbus die Entwicklungsphase für den neuen Langstreckenjet A350 begleiten, der zum großen Teil in den ausgelagerten Werken gebaut werden soll. Filton werde gleich vollständig verkauft.

Die Trennung von den Werken ist Teil des Sanierungsprogramms "Power 8", mit dem Airbus Milliardenverluste durch Verzögerungen beim Superjumbo A380 auffangen muss. Das Programm sieht auch den Abbau von 10.000 Stellen vor. Airbus-Chef Enders erklärte, der Verkaufsprozess werde "starke Hauptzulieferer für Airbus hervorbringen". Die drei neuen Partnerunternehmen würden es den Standorten ermöglichen, "sich so zu entwickeln und die erforderlichen technologischen Kompetenzen zu erwerben, dass sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind". EADS-Chef Gallois sprach von einem "Eckpfeiler für die neue Airbus-Strategie". Der Konzern könne sich so auf seine Kernaufgaben konzentrieren und finanziell entlasten.

Bieterverfahren seit Februar

Das Bieterverfahren wurde im Februar gestartet. Um die deutschen Standorte hatte sich zunächst auch der schwäbische Anlagenbauer Voith beworben, sich im Oktober aber überraschend zurückgezogen. Im verbleibenden Zweikampf zwischen Spirit und MT Aerospace galt der US-Bieter als Favorit. Das Unternehmen aus Wichita in Kansas ist Spezialist bei der zukunftsweisenden Kohlefasertechnik, mit der der A350 gebaut werden soll, und beliefert schon den Airbus-Konkurrenten Boeing.

Französische Gewerkschaften warnten, die Werksverkäufe könnten zu einem massiven Arbeitsplatzabbau in Europa führen, weil die neuen Partner Jobs in Billiglohn- oder Dollarländer verlagern müssten. Der Euro-Höhenflug macht Airbus zu schaffen, weil die Flugzeuge weitgehend zu Euro-Preisen gebaut, aber zu Dollar-Preisen verkauft werden. EADS-Chef Gallois kündigte vor kurzem über "Power 8" hinausgehende Sparmaßnahmen an. (APA/AP)