Brüssel/Wien – Nach einer der "emotionellsten" Kommissionssitzungen in der Ära Barroso – so ein Sitzungsteilnehmer – stellte Umweltkommissar Stavros Dimas in Brüssel allein die Pläne für die Durchsetzung der Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen von Autos vor. Der ebenfalls angekündigte deutsche Industrie-Kommissar Günter Verheugen blieb der Konferenz aus Protest fern.
Nach den Plänen der Kommission drohen den Autoherstellern ab 2012 Strafen in Milliardenhöhe, falls ihre Fahrzeuge im Schnitt über einem Ausstoß von 120 Gramm CO2 pro Kilometer bleiben. Die von der Kommission vorgesehenen Strafen sollen von 20 Euro pro Gramm und Auto im ersten Jahr auf 35 Euro im zweiten, 60 Euro im dritten und 95 Euro im vierten Jahr eingeschliffen worden. Gegenüber früheren Plänen wurde die stufenweisen Strafsätze allerdings schon abgemildert.
Dimas geht davon aus, dass durch die Strafen Autos "im Schnitt" um 1300 Euro teurer würden. Die durch die Vorschriften ausgelösten Spriteinsparungen wären aber über den Lebenszyklus eines Wagens im Schnitt doppelt so groß, sagte Dimas.
"Wettbewerbskrieg"
Heftige Kritik haben die Pläne der Kommission in Deutschland ausgelöst. Der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel hat den Richtlinienvorschlag als "Wettbewerbskrieg gegen die deutschen Autohersteller" kritisiert: "So werden nur die italienischen und französischen Autohersteller bevorzugt". Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sprach von "Industriepolitik zulasten Deutschlands".
"Natürlich müssen die großen Autos ihren CO2-Ausstoß mehr senken als die kleineren Autos", sagte Gabriel. "Aber da müssen alle ran, auch die Hersteller von kleinen und mittleren Autos." Deutschlands Autoindustrie ist durch die überdurchschnittliche Produktion von schweren und starken Autos von den Maßnahmen besonders betroffen. Die Bemühungen von Porsche, den VW-Konzern zu übernehmen, sind nach Meinung von Experten auch darin begründet, seine Fahrzeuge dann in die VW-Flotte einrechnen zu können. Dem EU-Vorschlag zufolge müssen nicht alle Autos eines Herstellers die Limits erreichen, sondern nur die gesamte Palette.