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Weltweit waren heuer die Temperaturen deutlich höher als sonst, in Australien gab es die schlimmste Dürre seit einem Jahrhundert

Foto: AP/ADAM BUTLER
Das heurige Jahr war demnach weltweit das wärmste seit 1880, als die regelmäßige Erfassung der Wetterwerte begann

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Washington - Das zu Ende gehende Jahr 2007 war nicht nur das Jahr heftiger Debatten über den Klimawandel, es war auch das wärmste seit Beginn der regelmäßigen Messungen im 19. Jahrhundert. In Mitteleuropa ist vor allem der ungewöhnlich sommerliche und trockene April im Gedächtnis geblieben. "Dieser Frühling spiegelt in etwa das wider, was in zirka 50 Jahren die Norm sein könnte", sagte Klimaexperte Gerhard Müller-Westermeier vom Deutschen Wetterdienst.

Jänner extrem warm

Dass die Durchschnittswerte immer wieder übertroffen werden, ist nicht mehr ungewöhnlich. Überraschend war 2007 nur noch, wie deutlich sie übertroffen wurden. Weltweit betrachtet war bereits der Jänner extrem warm, um 1,89 Grad über dem sogenannten Normalwert. Es war das erste Mal seit Beginn der weltweiten Messungen im Jahr 1880, dass irgendein Monat so stark vom Durchschnitt abwich. Im April waren es 1,37 Grad, die weltweit über dem Mittelwert gemessen wurden. Auch wenn die Dezemberwerte noch nicht feststehen ist bereits klar, dass 2007 das bisher wärmste Jahr der nördlichen Hemisphäre war und deutlich über dem Durchschnittswert von 2005 liegt.

Erster Schnee in Südafrika

Es ist aber nicht nur die Temperatur ungewöhnlich. Wirbelstürme tauchen an Orten auf, wo sie bisher völlig unbekannt waren; zum Beispiel in Oman oder im Iran. In Südafrika hat es zum ersten Mal seit 25 Jahren heftig geschneit. Und auf der Insel Reunion im Indischen Ozean wurden innerhalb von drei Tagen 390 Zentimeter Regen gemessen; ein Weltrekord für diese Zeitspanne.

Ungewöhnlich

Auf mehr als 60 Prozent der Fläche der USA war es 2007 ungewöhnlich trocken. Die Großstadt Atlanta stand im November am Rand einer Trinkwasserkrise, weil das wichtigste Reservoir, der Lake Lanier auf einen Tiefststand sank. Ähnlich erging es im August und September dem Lake Superior, dem größten und tiefsten der Großen Seen. Auch Los Angeles erlebte das bisher trockenste Jahr seiner Geschichte.

In Australien gab es die schlimmste Dürre seit einem Jahrhundert. Trockenheit und Hitze verursachten in Südeuropa wieder viele Busch- und Waldbrände, am schlimmsten war Griechenland betroffen. Regen in Rekordmengen fiel hingegen in China, England und Wales. Und zum ersten Mal erlebte die Karibik zwei Hurrikane der höchsten Kategorie fünf.

Klimawandel

Die lokalen Wetterextreme ließen sich nicht auf die globale Erwärmung zurückführen, sagen viele Wissenschafter. Aber die Häufung solcher vereinzelten Wetterextreme trage das Zeichen des von Menschen verursachten Klimawandels, sagt der britische Klimaexperte Phil Jones von der University of East Anglia.

Weltklimakonferenz

Nach den vier Berichten des Weltklimarats in diesem Jahr kann niemand mehr sagen, dass der Klimawandel nichts mit der Lebensweise der Planetenbewohner zu tun hat. Entsprechend massiv war im Dezember der Druck auf die Teilnehmer der Weltklimakonferenz auf Bali, zügig und entschlossen die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll vorzubereiten. Der zähe Verlauf der Konferenz aber wollte nicht so recht zur gefühlten Dringlichkeit passen.

Eis auf dem Rückzug

In der Arktis ist das Eis auf dem Rückzug. Die Nordwestpassage war noch nie so gut beschiffbar wie in diesem Jahr. Auf Grönland schmelzen die Gletscher. Und Russland meldete schon mal seine territorialen Ansprüche auf den Nordpol an.

Die Meteorologen haben seit mehr als einem Jahrzehnt viele merkwürdige Wetterjahre festgehalten. Aber noch nie war es so extrem wie 2007. Daran wird man sich gewöhnen müssen, sagen Forscher wie Michael McCracken vom Klimainstitut in Washington: "Wir haben einen zunehmenden Trend mit seltsamen Jahren. Ziemlich bald werden die seltsamen Jahre die Norm sein." (AP/ DER STANDARD Printausgabe 20.12.2007)