Österreichische Kleinbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern haben im Jahr 2006 lediglich 1.700 Euro pro Person für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ausgegeben. In Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten wurden hingegen rund 3.900 Euro pro Mitarbeiter investiert, ergibt eine in Wien präsentierte Studie. Diese Diskrepanz schmälere die Wettbewerbsfähigkeit der Klein- und Mittelbetriebe (KMU), ist die Lobbyorganisation ICT Austria überzeugt und fordert deshalb einen Steuer- und Bildungsfreibetrag.

Alles andere als erfreulich

"Die Entwicklung der IKT-Ausgaben in Österreich ist alles andere als erfreulich. Das reale Wachstum liegt bei einem Prozent und kann daher nicht mehr mit dem Wirtschaftswachstum mithalten. Besonders bei Kleinbetrieben führt dies zu einem Wertschöpfungsverlust", fasste Andreas Kreutzer, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kreutzer Fischer & Partner, die Ergebnisse der Studie bei einer Pressekonferenz zusammen. Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern würden zwar rund 87 Prozent der heimischen Unternehmen ausmachen, seien aber nur für 15 Prozent der IKT-Ausgaben verantwortlich.

Förderungen

Als Gegenmaßnahme wird in der Studie ein Förderprogramm vorgeschlagen, das für Klein- und Mittelbetriebe Anreize schaffen soll, in IKT zu investieren. Am wirkungsvollsten sei ein Steuerfreibetrag in der Höhe von 20 Prozent bzw. eine Steuerprämie von neun Prozent für zusätzliche IKT-Ausgaben. Basis ist der Investitionszuwachs des abgelaufenen Jahres im Vergleich zum Durchschnitt der drei vorangegangenen Jahre. "Es sollen aber nicht nur abschreibfähige Investitionen gefördert werden, sondern auch der laufende Aufwand, wie etwa in Anspruch genommene Beratungen, Dienstleistungen oder Schulungen", sagte Kreutzer.

Weiterbildung

Außerdem umfasse das Paket die steuerliche Unterstützung von betrieblichen Ausgaben für Weiterbildung im IKT-Bereich durch einen Bildungsfreibetrag von 20 Prozent. Um den speziellen Charakter einer KMU-Förderung zu unterstreichen, könnte die Förderung mit 60.000 Euro pro Unternehmen und Jahr gedeckelt werden. Kosten soll das Paket rund 41 Mio. Euro, wobei dadurch zusätzliche IKT-Ausgaben in Höhe von 550 Mio. Euro angestoßen und 4.400 Arbeitsplätze geschaffen werden, so Kreutzer.

Unterstützung für das Förderpaket kommt naturgemäß von der Branchenplattform ICT Austria, die die Studie in Auftrag gegeben hat. "Im Regierungsübereinkommen ist davon die Rede, dass Österreich weltweit auf Platz drei im IKT-Bereich vorstoßen soll. In den vergangenen Jahren sind wir in allen einschlägigen Rankings aber nur mehr im Mittelfeld zu finden. Da ist noch viel zu tun", ergänzte Rudolf Fischer, ICT-Austria-Präsident und Festnetz-Chef der Telekom Austria. Besonders bei KMUs gebe es einen deutlichen Nachholbedarf, weil sonst die Produktivitätskluft zwischen den kleinen und großen Betrieben weiter zunehmen würde.

Lieb

"Der Herr Finanzminister soll so lieb sein und sich einen Schubs geben", stellte Fischer klar, an wen die Forderung nach dem "bescheidenen Förderprogramm" adressiert ist. Auf die Frage, ob dieses Paket nicht auch in den österreichischen IKT-Masterplan, der derzeit überarbeitet wird, einfließen könnte, meinte Fischer: "Da ist kein wirklicher Fortschritt erkennbar, darauf können wir nicht warten. Wenn wir mit einzelnen Maßnahmen vorpreschen, braucht man einen Punkt weniger abhaken, falls der Masterplan irgendwann kommt."

Die heimischen Unternehmen haben im Jahr 2006 rund 7,1 Mrd. Euro für IKT ausgegeben. Knapp 40 Prozent davon machten Investitionen in Hard- und Software aus, gut 60 Prozent wurden für laufende Aufwände verbucht. Heuer sollen die Ausgaben laut Studie auf knapp 7,4 Mrd. Euro steigen. Besonderen Nachholbedarf gebe es im Handel und der Baubranche. Insgesamt würden Kleinbetriebe nur 0,8 Prozent des Umsatzes für IKT ausgeben, Großunternehmen mehr als zwei Prozent.

Die Branchenplattform ICT Austria betreibt seit Oktober 2006 Lobbying für Investitionen in IT-Infrastruktur, wie den Ausbau der Breitbandverbindungen. Mitglieder sind Alcatel-Lucent, das Bundesrechenzentrum, Ericsson, Kapsch, Microsoft, Siemens und Telekom Austria. (APA)