Damaskus/Genf/Wien - Die soziale Lage der irakischen Flüchtlinge in Syrien verschlechtert sich zusehends. Mehr als ein Drittel der Flüchtlinge lebt von Ersparnissen. Jeder Dritte gibt an, dass das Geld noch maximal für drei Monate reicht, wie aus einer im Auftrag des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) erstellten neuen Studie des Forschungsinstituts IPSOS hervorgeht. Die syrischen Behörden schätzen die Zahl der irakischen Flüchtlinge im Land auf 1,6 Millionen. Etwa 20 Prozent seien vor ihrer Flucht Opfer von Gewalt oder Folter geworden.

Viele bereits eingeschulte Flüchtlingskinder gehen nicht mehr zur Schule, so die IPSOS-Studie, welche zur besseren Planung weiterer Flüchtlingshilfen dienen soll. Eine Untersuchung mit dem renommierten US-amerikanischen Center for Disease soll im Jänner folgen, um Traumatisierungen und Depressionen genauer zu analysieren. Erste Ergebnisse weisen auf einen hohen Grad an Traumatisierung und Stress hin. Jeder fünfte bei UNHCR registrierte Flüchtling ist Opfer von Gewalt, heißt es in einer Aussendung.

Wirtschaftliche Lage sehr angespannt

24 Prozent der Vertriebenen leben von Überweisungen aus dem Ausland. Die wirtschaftliche Lage vieler Familien ist - trotz hohem Bildungsgrad (31 Prozent haben Universitätsabschluss) - sehr angespannt. Zehn Prozent der Kinder arbeiten. Die Drop-out-Rate der fünf- bis 18-Jährigen aus der Schule liegt mit 46 Prozent sehr hoch. "Hier müssen sich alle noch mehr anstrengen, damit sämtliche Mädchen und Buben später echte Chancen für einen Neubeginn haben", forderte der geschäftsführende Leiter des UNHCR-Büros in Österreich, Roland Schönbauer. Das UNHCR hat in diesem Jahr bereits 7000 besonders betroffene Familien, also etwa solche mit Kindern, die arbeiten, oder mit chronisch Kranken finanziell unterstützt. Das UNHCR und das Welternährungsprogramm müssen auch Lebensmittelhilfe leisten.

Das UNHCR schätzt, dass 2,4 Millionen Iraker im eigenen Land vertrieben wurden. Weitere 2,2 Millionen Männer, Frauen und Kinder aus dem Irak leben als Flüchtlinge im Ausland, vor allem in den Nachbarstaaten Syrien und Jordanien. Das Hochkommissariat hatte die Darstellung der irakischen Regierung zurückgewiesen, wonach sich die Sicherheitslage im Land bereits so verbessert habe, dass die Flüchtlinge zurückkehren könnten. Nach Angaben des Irakischen Roten Halbmonds kehrten im Zeitraum von Mitte September bis Ende November 25.000 Iraker, die wegen des Krieges das Land verlassen hatten, in ihre Heimat zurück.

Die Lage der Flüchtlinge wird auch beim heutigen Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer in Syrien Thema sein. Der syrische Staatspräsident Bashar al-Assad hatte 2005 einen geplanten Staatsbesuch in Österreich verschieben müssen. Assad, der im Jahr 2000 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters, des langjährigen Präsidenten Hafez al-Assad angetreten hatte, war bereits 2003 von Fischers Amtsvorgänger Thomas Klestil nach Österreich eingeladen worden, die Syrien-Besuche von Bundespräsident Kurt Waldheim und Klestil von 1991 bzw. 2001 zu erwidern. (APA)