Der Radpanzer Pandur ist zwar doppelt so schwer wie ein Kampfflugzeug - dennoch erinnert vieles von dem, was sich in unserem nördlichen Nachbarland rund um den Kauf oder Nichtkauf des österreichischen Panzers abspielt, stark an das, was wir in Österreich beim Eurofighter erlebt haben. Man kann auch nachfühlen, dass viele Menschen in Tschechien jetzt meinen, das Land erspare sich eine Menge an Rüstungsausgaben, wenn der Pandur nun doch nicht gekauft wird.

Ähnliche Irrmeinungen waren ja auch in Österreich populär, als SPÖ und Grüne verkündeten, dass wir den Eurofighter einfach "sparen" könnten. Wir konnten nicht.

Selbst als findige Juristen aus Ungereimtheiten im Umfeld der Vertragserrichtung einen Ausstiegsgrund konstruierten, hat der Verteidigungsminister im Grunde an der Beschaffung festgehalten, weil sie in der Sache gerechtfertigt ist. In Tschechien gibt es dagegen weniger Hemmungen, aus Beschaffungsverträgen auszusteigen - das wurde schon bei der Gripen-Beschaffung vorexerziert. Statt die Kampfflugzeuge wie ursprünglich vereinbart zu kaufen, wurde eine Leasing-Variante gewählt.

Und die Juristen im Prager Verteidigungsministerium dürften auch gute Munition haben, die sie gegen den Panzervertrag zur Wirkung bringen wollen: Wenn ihnen der Beweis gelingt, dass das österreichische Kampffahrzeug in wesentlichen Punkten (dem Vernehmen nach geht es um einen speziellen Tarnanstrich, der auch Infrarotstrahlung ablenkt) nicht entspricht, könnte es ihnen gelingen, auszusteigen.

Was nicht bedeutet, dass die Radpanzer obsolet werden. Denn sie sind die wesentliche Stütze der künftigen tschechischen Landstreitkräfte. Im Zuge ihres Modernisierungsprogramms will die tschechische Armee sich nämlich fast vollständig von den Kampfpanzern trennen, die jahrzehntelang das Rückgrat der Truppe gebildet hatten.

Nur gerade ein Bataillon Kampfpanzer soll übrig bleiben, ganze 31 Stück. Selbst im Prager Verteidigungsministerium ist man der Meinung, dass deren Einsatzwert eher symbolischer Natur ist.

Die beweglicheren und leichteren Radpanzer, die schwimmfähig sind und gegebenenfalls auch im Lufttransport verlegt werden können, sollen dagegen charakteristisch für die Einsatzarmee des 21. Jahrhunderts werden, sind die Prager Generalstäbler überzeugt.

Wenn sie denn die Radpanzer bekommen. Denn populär sind die achträdrigen Panzerfahrzzeuge allesamt nicht - ob sie nun von Steyr aus Österreich kommen oder von Patria in Finnland. Die Aussicht, 821 Millionen Euro einsparen zu können, lässt sich von Politikern jedenfalls leichter populär machen als die komplizierten Notwendigkeiten moderner Streitkräfte.

Diese sollen - in Tschechien nicht viel anders als in Österreich, dessen Bundesheer ja gleichzeitig reformiert wird - viel stärker auf rasche Einsatzfähigkeit und auf die Übernahme von Aufträgen auch im Ausland ausgerichtet werden.

Und dafür dürfte die veraltete tschechische Panzerarmee tatsächlich eher weniger taugen. Irgendwann wird die Armee also umstrukturiert werden müssen, ob mit dem Pandur oder einem anderen Radpanzer, ist aus Sicht der Militärs ziemlich egal. Vorausgesetzt, die Geräte funktionieren. Dass dies auf den Pandur zutrifft, galt bisher als sicher.

Nun aber wird es bezweifelt, und in den nächsten Tagen und Wochen wird darüber gestritten werden, ob die Zweifel berechtigt sind - und vor allem, ob sie einen Ausstieg aus dem Großauftrag (immerhin 199 Fahrzeuge mit einer Option auf noch weitere drei Dutzend) rechtfertigen.

Man kennt das, so ähnlich war zu Jahresbeginn die Ausgangslage für Verteidigungsminister Norbert Darabos gegenüber Eurofighter. Jetzt ist er einer der ersten Politiker, die von einem "schweren Rückschlag für das Unternehmen" Steyr sprechen. Einen ähnlichen hätte er gerne Eurofighter zugefügt. Das Ergebnis könnte in diesem Fall aber ähnlich sein: eine Preisminderung statt eines Ausstiegs. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2007)