Graz – Als der so genannte Estag-Skandal den steirischen Landesenergiekonzern, und mit ihm die politische Steiermark, schwer erschütterte, blieb das Schatzkästchen des Unternehmens – die fetten Pensionsverträge – seltsamerweise unentdeckt.

Und dies, obwohl der Konzern mehrmals auf den Kopf gestellt wurde und mehrere penible Prüfungen, vom Rechnungshof bis zur Staatsanwaltschaft, über sich ergehen lassen musste. Dieses letzte "Estag-Geheimnis" blieb aus guten Gründen unter Verschluss, denn die darin enthaltenen Pensionsverträge bergen einiges an Brisanz: Dem Standard jetzt vorliegenden Informationen zufolge zahlt das Unternehmen seinen Altvorständen monatliche Pensionen von bis zu 23.000 Euro. Einer der Ex-Manager war gar nur elf Monate in einer Spitzenposition eines Tochterunternehmens und kassiert heute 16.000 Euro Pension. Er ging Mitte der 70er Jahre in die Pension. Er ist nicht der einzige.

Mehr als der Kanzler

Neben dem Spitzenpensionisten, einem langjährigen Steweag-Vorstandschef, lukrieren drei weitere Ex-Manager 16.000 Euro Pension. Eine Handvoll Konzernangestellter, die in höheren Ebenen tätig waren, erhalten immerhin ebenfalls noch zehn bis 15.000 Euro monatlich. Und weitere 30 bis 40 ehemalige Konzernmitarbeiter genießen ihren Lebensabend mit satten 5000 bis 10.000 Euro Pensionsgage. Zum Vergleich: Die durchschnittliche ASVG-Pension beträgt rund 960 Euro, Witwen- und Witwerpensionen mitgerechnet 850 Euro.

Und noch einige Richtgrößen zur Relation: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verdient monatlich rund 20.000 Euro brutto, also um 3000 Euro weniger als der steirische Estag-Spitzenpensionist. Vizekanzler Wilhelm Molterer kommt auf mehr als 17.000 Euro, also so in etwa auf jene Summe, die auch die Top-Pensionisten der Energie Steiermark erreichen. Auch Österreichs Ministerriege kann mit ihren rund 15.000 Euro Bruttoeinkommen nur verdutzt ins steirische Pensionen-Paradies schielen. Wie Staatssekretäre mit ihren 14.000 Euro.

Im Bundesland selbst sind die "Estag-Pensionisten" die fast unerreichten Spitzenverdiener im öffentlichen Leben. Kaum jemand im Verwaltungs- oder politischen Bereich kommt auf diese Einkommenshöhe. Nur der Landeshauptmann verdient rund 15 bis 16.000 Euro, Landesräte kommen auf 14.000 und somit in etwa auf Augenhöhe zu den Pensionskaisern der steirischen E-Wirtschaft.

Von der Konzernleitung war am Mittwoch für den STANDARD niemand zu einer Stellungnahme bereit. Nur soviel war zu erfahren: Die Pensionsregelungen seien in der Vergangenheit abgeschlossen worden und unterlägen dem Datenschutz. Man wolle die Höhe der Pensionen weder bestätigen noch dementieren, hieß es seitens des Konzerns. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2007)