Wien - "Ich sag mal, grob über den Daumen geschätzt: 50 Prozent sind Usus", meint Matthias Nowak über die durchschnittliche Rate der Drop-outs an der Technischen Uni Wien. Diese Zahl bezieht sich jedoch nur auf die Ausfälle der ersten Jahre, ergänzt der Vorsitzende der HochschülerInnenschaft der TU (HTU). Denn das später auftretende Job-out-Phänomen, der direkte Übergang in die Arbeitswelt ohne Uni-Abschluss, ist darin nicht berücksichtigt.

Vizerektor Adalbert Prechtl rechnet vor, wie es zu diesem hohen Wert kommt: "Von einem Jahrgang in einem typischen Studium beginnen nur 70 bis 80 Prozent auch wirklich." Dies könne man daran erkennen, dass sich Studierende "für manche Lehrveranstaltungen explizit anmelden müssen", was jedoch 20 bis 30 Prozent der Inskribenten erst überhaupt nicht tun. "Die beginnen also gar nicht erst", stellt Prechtl fest.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Maturanten von der HTL wünschen sich oft eine vertiefende Spezialisierung, die TU jedoch bietet das nicht, sondern im Gegensatz zu den Fachhochschulen ein breites "naturwissenschaftliches Basiswissen".

Auch "Microsoft-Studenten" gibt es: Für sie lohnt es sich trotz Studiengebühren noch immer, nur zwecks Ermäßigungen einen Studentenausweis zu besitzen - um Software-Lizenzen oder die Mitgliedschaft im Fitnessclub billiger zu bekommen, meint Prechtl.

Falsche Erwartungen

Von denen, die sich zu den entsprechenden Lehrveranstaltungen angemeldet hätten, kämen wiederum nur 70 Prozent zur abschließenden Klausur, führt Prechtl weiter aus. "Von den Erstinskribenten überstehen also 50 Prozent das erste Jahr. Und die bleiben uns", resümiert er. Nur maximal weitere 10 Prozent würden nicht mehr abschließen.

Nowak und Lukas Hille aus dem HTU-Vorsitzteam sehen vor allem "falsche Vorstellungen vom technischen Studium" als Hauptgrund für den frühzeitigen Abbruch oder Wechsel. Die Medien transportieren ein falsches Bild, kritisiert Hille, wo "cool gebastelt, herumgeschraubt und gedreht" wird. "Und wenn man dann mit solchen Vorstellungen kommt, das ist es einfach nicht." In Wirklichkeit benötige man in den ersten Semestern "nur noch Papier und Bleistift".

Auch höre er immer wieder von den Studierenden, "dass die Mathematik am Anfang ziemlich reinhaut". Dass mathematische Fächer zu Beginn so ein harter Brocken sind, liege "mittlerweile auch zum Teil an der Mittelschulausbildung", gibt er zu bedenken.

Nowak rät den zukünftigen Studierenden, auf jeden Fall zur Inskriptionsberatung zu kommen: "Wichtig ist, mit Menschen zu reden, die das studiert haben oder noch immer studieren. Damit dieses MacGyver-Bild aus den Köpfen verschwindet." (rom/DER STANDARD Printausgabe, 11. Dezember 2007)