Koffer in die Hand, ab nach Wien: Sarah Heinecke.

F.: privat
Wien - Sarah Heinecke (23), vor kurzem aus China zurückgekehrt, ist nicht mehr gewohnt, grünen Tee im Beutel und ganz ohne Zeremonie serviert zu bekommen. Ein anderes Heißgetränk-Ritual war es, das Heinecke, als sie vor zwei Jahren aus der Kleinstadt Syke in Niedersachsen nach Wien kam, zu schätzen wusste: "Erstmal Kaffee trinken, nachdenken, nichts überstürzen."

Auf einer Studienfahrt hat sie Wien kennengelernt - die Entscheidung, hier auch Sinologie zu studieren, sei "spontan, aber definitiv" gewesen: "Mut zusammengenommen, Koffer in die Hand, und los." Gekannt hat sie hier vorher niemanden. Mentalitätsunterschiede? "Die Sprache ist gleich", antwortet Heinecke, zögert etwas, fährt lachend fort: "Viel mehr aber auch nicht."

Zwar habe sie das Gefühl gehabt, dass "Österreicher eher unter sich bleiben wollen", im ersten Semester im Studentenwohnheim sei es jedoch selten gewesen, dass jemand "einen auf Schranke machte". Auch Heinecke sieht sich manchmal mit Vorurteilen konfrontiert, wirklich demütigend werde es aber, wenn "geschichtliche Sachen ausgepackt werden". So erlebt bei ihrer Wohnungssuche - der ältere Vermieter zögerte, die Wohnung an Deutsche zu vergeben. Man "hätte ja nicht so gute Erfahrungen mit Deutschen gemacht". Gemeint waren nicht seine Vormieter. Heinecke ging freiwillig.

Möglich, dass sich deshalb Deutsche in Österreich eher unter Deutschen bewegen - schade findet sie es dennoch: "Wenn ich in ein anderes Land gehe, dann muss ich mich ja nicht unbedingt zu denen gesellen, von denen ich gegangen bin." (teko/DER STANDARD Printausgabe, 11. Dezember 2007)