Wien - Die Spekulationsgeschäfte der ÖBB sowie ein Immobiliendeal im privaten Umfeld von Bahnchef Martin Huber werden wie erwartet durch Gutachter geprüft. Das ist das Ergebnis der gestrigen Aufsichtsratssitzung. Die ersten Ergebnisse sollen bis zum Jänner 2008 vorliegen, nun gilt es einmal die Gutachter zu finden.

Darüber hinausgehende Konsequenzen, wie von der Eisenbahnergewerkschaft und der Opposition gefordert, wurden im Aufsichtsrat nicht beschlossen, so Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker am Mittwoch. Zum Arbeitskonflikt in der "Causa Zimmermann" wollte er sich nicht äußern. Die Kritik am Kaufpreis der ungarischen Güterbahn sieht Pöchhacker als eine "Reaktion Frustrierter".

Damit bleibt nach dem Aufsichtsrat offen, wie die Bahn reagiert, wenn die internationale Kreditkrise weiter andauert. Bisher hat sie der Bahn (buchhalterisch) 80 Mio. Euro gekostet, einige Medien spekulierten bereits über 120 Mio. Euro momentanen Buch-Verlust. Insgesamt umfassen die Swap-Geschäfte 612,9 Mio. Euro. Die ÖBB hatten ein Portfolio von 200 Asset Backed Securities (ABS) und Collateralized Debt Obligations (CDOs) vor knapp zwei Jahren im Rahmen eines Portfolio Credit Default Swap gekauft und dafür andere Finanzanlagen aus früheren Cross-Border-Leasinggeschäften verkauft, wie kürzlich bekanntwurde. Dafür gab es Kritik bis hinauf zum Finanzminister.

Offen bleibt weiters, welche Konsequenzen ein Sieg von Ex-ÖBB-Manager Alfred Zimmermann vorm Arbeitsgericht haben könnte. Zimmermann musste vor genau einem Jahr gehen - zu Unrecht, wie er meint. Sein Vertrag wäre noch bis 2010 gelaufen. Sollte Zimmermann vor Gericht punkten, könnte dies der Staatsbahn 220.000 Euro kosten, so Medienberichte.

Immobiliengeschäfte

Geklärt ist hingegen, dass der Aufsichtsrat Geschäfte von Hubers Ehefrau im ÖBB-Umfeld für überprüfungswürdig hält. Allerdings sind die Vorwürfe schon seit über einem Jahr bekannt. Birgit Huber-Lipp, geschäftsführende Gesellschafterin der "Schillerplatz 4" Projektentwicklungsges.m.b.H., steht einem Medienbericht zufolge kurz vor dem Verkauf einer im Vorjahr von der Telekom Austria um 5,8 Mio. Euro erworbene Immobilie, deren Verkaufspreis nun beim doppelten liegen soll. Hauptinteressent sei die Immobiliengruppe Seeste, Partner der ÖBB am neuen Wiener Hauptbahnhof, schrieb damals das Magazin "Format". Weiters soll der von Huber-Lipp im Zuge eines Dachausbaus beschäftigte Architekt Albert Wimmer laut seiner Homepage für die ÖBB tätig sein, unter anderem ebenfalls am Hauptbahnhof.

Die "Schillerplatz 4" Projektentwicklungsges.m.b.H. hat für das Objekt rund 5,8 Mio. Euro bezahlt. Jetzt ist das Palais wieder am Markt. Laut einem Entwurf für einen Abtretungsvertrag sowie einem Kaufoffert einer österreichischen Immobiliengesellschaft werde der Kaufpreis nun bei elf bis zwölf Mio. Euro liegen, so das Magazin kürzlich. (APA)