Chicago/Wien - Boeing-CEO Scott Carson bekräftigte am Dienstagnachmittag den neuen Zeitplan, den das Unternehmen nach der Verzögerung bei der Entwicklung und der Auslieferung seines neuen Boeing-787-"Dreamliner" bekanntgegeben hatte.

"Wir halten daran fest, dass wir Ende des ersten Quartals 2008 den Erstflug unternehmen und Ende November oder Anfang Dezember 2008 die ersten Maschinen ausliefern werden", erklärte Carson in einer Telefonkonferenz.

Wie berichtet, ist das Prestigeprojekt, mit dem Boeing dem Marktinteresse am riesigen Airbus A380 kontern will, vor allem wegen Zulieferprobleme heftig aus dem Ruder gelaufen. Erstmals in seiner 91-jährigen Geschichte verfolgt Boeing bei der 787 eine ähnliche Fertigungs-Strategie wie Airbus: Fast die gesamte Entwicklung, Produktion und Finanzierung des ersten aus Karbonfaser gebauten zivilen Großraumjets wurde von Boeing-Partnern übernommen.

"Weiterhin großes Interesse"

Nachdem der erste Dreamliner zum symbolträchtigen Datum "7-8-7" (US-Schreibweise für den 8. Juli 2007) zwar mit großem Trara aus dem Hangar gerollt und einem Publikum von mehreren zehntausenden Menschen vorgestellt wurde, stellte sich jedoch in der Folge heraus, dass das Flugzeug alles andere als zum Jungfernflug bereit war. De facto wurde das gesamte Flugzeug kurz nach dem Rollout wieder auseinandergenommen.

Jetzt sei die Struktur des ersten Flugzeuges vollständig zusammengefügt, Belastungstests wurden absolviert, und die ersten Flugsysteme werden gerade installiert, erklärte der neue 787-Programmchef Pat Shanahan.

"Wir sind dankbar dafür, dass sich das 787-Programm weiterhin großen Interesses bei Fluglinien erfreut", erklärte Carson. Im heurigen Jahr wurden 314 neue Bestellungen abgegeben, der absolute Rekord für in einem Jahr erzielte Verkäufe. Insgesamt gebe es derzeit 762 Bestellungen von 52 Kunden, sagte Carson, womit die 787 trotz ihrer augenblicklichen Schwierigkeiten die erfolgreichste Markteinführung eines neuen Zivilflugzeuges darstellt.

Einige Branchenexperten bezweifeln jedoch, dass Boeing den neuen Zeitplan einhalten kann. Der US-Hersteller liegt aber immer noch weit vor Airbus, dessen A350XWB als Pendant zu Boeings 787 Dreamliner erst 2013 auf den Markt kommen soll.

Baukasten-Bauweise

Boeing setzt beim Bau des Dreamliners mehr als je zuvor auf Zulieferer. Dies war Berichten zufolge der Hauptgrund für die Verzögerungen. Eine Herausforderung ist auch die Gesamtkonstruktion aus neuen Werkstoffen wie leichter Kohlefaser (Carbon) und sparsamen Triebwerken, die das Flugzeug in Betrieb und Wartung viel günstiger machen sollen.

Zu den Lieferanten von Boeings 787 zählt auch der oberösterreichische Karbonfaser-Spezialist FACC (Fisher Advanced Composite Components), der unter anderem neuartige schalldämmende Triebwerksverkleidungen aus Karbonfaser zu dem Flugzeug beisteuert.

Trotz der Verzögerungen beim Bau der 787 sowie des Airbus A380 hat FACC aufgrund einer starken Flugzeug-Konjunktur bisher keine Abschläge bei seinem Wachstum hinnehmen müssen. Erst vor kurzem meldete FACC neue Aufträge zur Entwicklung und zum Bau von Landeklappenverkleidungen für rund 600 Airbusse der Typen A330 und A340. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2007)