Die "Schlaumäuse" sollen vorerst in Wien, langfristig in ganz Österreich eingesetzt werden.

Foto: Microsoft
"Würden alle Kinder frühzeitig in den Kindergarten gehen, gäbe es keine Sprachprobleme", steht für Monika Riha, Geschäftsführerin des Vereins "Kinder in Wien" fest. Dass Österreich noch weit davon entfernt ist, bestätigte Pisa unlängst: Kinder mit Migrationshintergrund schnitten beim Lesen signifikant schlecht ab.

Im Betriebskindergarten von Boehringer-Ingelheim, wo ein Drittel der Kinder einen Migrationshintergrund haben, setzt man deshalb schon die erste Maßnahme: Die "Schlaumäuse", eine Lernsoftware, unterstützen die Kindergartenpädagoginnen ab sofort bei der Sprachförderung.

Die "Schlaumäuse" fördern hauptsächlich die mündliche Sprache: Sie führen die Kinder durch das Programm und geben per Lautsprecher Anweisungen für die Lernspiele. In der "Schreibwerkstatt" können sich die Vier- bis Sechsjährigen auch schon im Schreiben und Lesen üben.

Ganz allein sind die Kinder beim Computerspielen nicht: die Kindergartenpädagoginnen betreuen sie und erhalten dafür auch eine Einschulung von der Wirtschaftskammer, die das Projekt fördert.

Schlau und sprachgewandt

Für WKÖ-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner ist das ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Kinder: "Ohne Integrationsbemühungen werden sie in zehn Jahren vermutlich beim Arbeitsamt vorgemerkt sein", glaubt er. Andererseits brauche man diese Menschen in der Wirtschaft: Laut Mitterlehner werden den Betrieben 2009 50.000 Fachkräfte fehlen, 20.000 davon werden aus dem Ausland kommen müssen.

So weit denkt man im Betriebskindergarten in Wien Meidling noch nicht. Nehmen die Kinder die Software hier erfolgreich an, will die WKÖ das Projekt bis nächstes Jahr auf alle 75 Betriebskindergärten in Wien ausweiten. Langfristig sollen die "Schlaumäuse" in allen österreichischen Kindergärten zu finden sein. Ganz neu ist die Software, die von Microsoft entwickelt wurde, übrigens nicht. In Deutschland wird das Programm seit drei Jahren eingesetzt – und zeigt auch schon Wirkung: Laut einer Studie der TU Berlin bestätigten die Erzieherinnen deutliche Erfolge nicht nur beim Spracherwerb, sondern auch bei der sozialen Kompetenz. Wie das kommt: "Beim Spielen helfen sich die Kinder gegenseitig, so kommt auch das soziale Lernen nicht zu kurz", erklärt Kindergartenpädagogin Riha. (Elisabeth Oberndorfer/DER STANDARD Printausgabe, 12. Dezember 2007)